Stromabschaltung in Soweto

■ Um den Mietboykott zu brechen, den 75 % der Einwohner teilweise seit zwei Jahren betreiben, wurde in vier Stadtteilen Sowetos mitten im Winter der Strom abgedreht

Berlin (wps/taz) - Die südafrikanischen Behörden haben seit Mittwoch in vier von 17 Stadtteilen der Schwarzen-Metropole Soweto bei Johannesburg den Strom abgedreht. Damit wollen sie den zwei Jahre alten Mietboykott in der Township brechen. Der verantwortliche Stadtbeamte, Rene du Toit, warnte die Boykotteure, falls die Protestaktion gegen die Besetzung Sowetos durch südafrikanische Truppen und den Ausnahmezustand fortgesetzt werde, würde er auch in anderen Stadtteilen den Strom abdrehen. Da in Südafrika zur Zeit Winter ist und es gerade im hohegelegenen Gebiet um Johannesburg empfindlich kalt werden kann, sind die Einwohner der vier Stadtteile von der Zwangsmaßnahme der südafrikanischen Behörden stark betroffen. Die Stromabschaltung legte auch die Verkehrsampeln lahm und betraf natürlich auch jene Einwohner, die sich nicht am Mietboykott beteiligt hatten und jetzt mit besonderem Nachdruck protestieren.

Ungefähr 75-80 Prozent der rund zweieinhalb Millionen Einwohner Sowetos sollen sich in den letzten beiden Jahren an dem Mietboykott beteiligt haben. Ausgangspunkt war der Ärger über Mieterhöhungen, die jedoch von keiner Verbesserung der städtischen Leistungen begleitet waren. Außerdem wurde den vom Apartheid-Regime eingesetzten Township-Verwaltern vorgeworfen, ihre Macht zu mißbrauchen und sich zu bereichern. Vor allem Jugendliche fingen 1986 an, den Mietboykott zu organisieren. Im Lauf der Zeit weitete sich der Boykott zu einem allgemeinen Protest gegen die Anwesenheit südafrikanischer Truppen in Soweto und den Ausnahmezustand aus. Durch die Abschaltung des Stroms kam der Mietboykott in Soweto zum ersten Mal in die Nachrichten des Fernsehens.

In den vergangenen Monaten hatte die Stadtverwaltung bereits mehrere Methoden ausprobiert, um den Boykott zu brechen: im März ließ sie Türen und Fenster von Häusern zerstören, um zu verhindern, daß deren Bewohner wieder zurückkehrten, nachdem sie an die Luft gesetzt worden waren. Jugendliche bildeten jedoch sogenannte Instandsetzungsbrigaden, die die Häuser wieder bewohnbar machten und den Bewohnern beim Einzug halfen. Die „Comrades“ waren so erfolgreich, daß das Regime seine als „Türenkrieg“ bekanntgewordene Kampagne bald einstellte.

mf