: Contra-Demonstration aufgelöst
Ausschreitungen bei Contra-Kundgebung mit Tränengas und mehreren Verletzten / Zusammenstöße lagen schon seit Tagen in der Luft ■ Aus Nandaime Ralf Leonhard
Im Städtchen Nandaime, 45 Kilometer südlich von Managua, artete Sonntag eine Demonstration der contra-freundlichen „Coordinadora Democratica“ in eine Straßenschlacht mit der Polizei aus. Mehrere Demonstranten wurden durch Prügel und Gewehrkolben verletzt, mindestens drei Polizisten erlitten Platzwunden durch Steine. Die Demonstranten wurden mit Tränengas auseinandergetrieben, 38 ihrer Anführer wurden festgenommen.
Die Zusammenstöße lagen schon seit Tagen in der Luft: Nach mehreren blutigen Hinterhalten der Contras, die gezielt die Waffenruhe verletzten, warnte die Regierungspresse vor Provokationen der Rechten und kündigte an, die Einwohner von Nandaime würden den Marsch der Contra-Sympathisanten nicht zulassen. Die rund 3.000 Demonstranten hatten ihre Spruchbänder an verdächtig dicken Stangen befestigt, die sich in geübten Händen bald als Schlagstöcke erweisen sollten. Aber auch die andere Seite ließ von Anfang an keinen Zweifel an ihren Absichten aufkommen: Mehrere Wagenladungen der “ Schwarzkappen“, der gefürchteten Anti -Terror-Einheit des Innenministeriums, folgten dem Marsch mit wenigen Metern Abstand - die Gasmasken griffbereit. Kurz bevor die Demonstration den Ort der Kundgebung erreichte, nahmen die Polizisten einen nichtigen Vorfall zum Anlaß, die Demonstranten auseinanderzutreiben. Sofort hagelte es faustgroße Steine auf die Uniformierten, von denen mehrere blutüberströmt zusammenbrachen. Mit Tränengas und Stoßtrupps ziviler sandinistischer Aktivisten gelang es bald, die Demonstranten zu zerstreuen.
Anlaß für die Demonstration von Nandaime war der Ruf nach einer „Regierung der nationalen Rettung“, von der die Opposition seit einer Unterredung mit US-Außenminister Shultz spricht. Bisher ist die Forderung nach einer solchen Regierung unter Beteiligung der Contra-Führer mehr eine Parole als ein tatsächliches Programm, denn innerhalb des antisandinistischen Lagers besteht weder Einigkeit, wie diese Regierung aussehen soll, noch hat man Vorstellungen, wieso die Sandinisten einen derartigen Plan akzeptieren sollten.
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