: Terror gegen Asylbewerber
Im Freiburger Gundelfingen überfielen Dorfbewohner mit Brechstangen, Steinen und einem „gewehrähnlichen Gegenstand“ eine Asyl-Unterkunft / Eine alte Frau erlitt einen Schock / Hoher Sachschaden ■ Von Vera Gaserow
Berlin (dpa/taz) - Knapp zwei Tage nach Innenminister Zimmermanns Warnungen vor drohenden „Asylantenfluten“ haben Bewohner der 4.000-Seelen-Gemeinde Gundelfingen bei Freiburg auf eigene Weise Asylpolitik betrieben: In der Nacht zum Montag überfielen insgesamt 10 bis 15 Gemeindebewohner ein Wohnhaus, das überwiegend von polnischen, indischen und libanesischen Asylbewerbern bewohnt wird. Während das Gros der Gruppe laut grölend vor dem Haus stehenblieb, sind nach Polizeiangaben mindestens zwei Männer mit Brechstangen, Steinen und einem „gewehrähnlichen Gegenstand“ (was das ist, konnte die Polizei auf Anfrage nicht erklären) in das Haus eingedrungen. Mit Eisenstangen brachen sie mehrere Türen auf, warfen Fensterscheiben ein und „stürmten“ die Wohnungen. In einer Wohnung im Obergeschoß blieb kein einziges Fenster mehr heil. Offenbar so richtig in Fahrt gekommen, brachen die Täter auch die Wohnungstür einer 83jährigen Frau auf, die daraufhin einen Schock erlitt und ärztlich behandelt werden mußte. Nach Polizeiangaben blieben die anderen Hausbewohner unverletzt, in einer Wohnung hätten die Eindringlinge den ausländischen Mietern allerdings Geld geraubt. Allein der Sachschaden in dem Haus belaufe sich auf mehrere tausend Mark. Nachdem die Täter eine auf dem Flur stehende Zehnliterkanne mit Heizöl im Treppenhaus ausgeschüttet hatten, flüchteten sie ins Freie. In der daraufhin sofort eingeleiteten nächtlichen Fahndungsaktion nahm die Freiburger Polizei zunächst sechs tatverdächtige Männer zwischen 18 und 26 Jahren (Polizei-O-Ton: „Jugendliche“) fest. Drei von ihnen wurden gestern mittag wegen mangelnden Tatverdachts wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen drei andere Gundelfinger dauerten die polizeilichen Vernehmungen bis zum Redaktionsschluß noch an. Das ehemalige Gundelfinger Schulhaus war im letzten Jahr bereits dreimal mit Steinen angegriffen worden. Aus Angst vor weiteren Anschlägen hatten einige der rund 25 BewohnerInnen beim Bürgermeister bisher vergeblich um eine andere Wohnung gebeten.
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