Private Umverteilung

■ Wie die Bfa ungewollt zwölf Jahre lang Menschen beglückte

Nach dem Kriege war es eine nicht unübliche Art, zu Geld zu kommen. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth hat mit seinem Stück „Die Hebamme“ eröffnet, mit welch geschickten Tricks Leute ein wenig Sonne in ihr karges materielles Leben brachten, zu ihrem eigenen oder, wie die „Hebamme“, zum Nutzen nutzloser Altenheimbewohner.

Heute, im Zeitalter der Melderegister, Datenbanken und Informationsvernetzung ist das schwerer, heute stirbt nicht so leicht einer unbemerkt. Und doch ist es gelungen.

Zwölf Jahre lang sind die Angehörigen eines verstorbenen Rentners in den Genuß von 2.500 Mark monatlich gekommen. Pünktlich überwiesen zu jedem ersten von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte. Und wäre es nicht der Brauch bei der BfA allen 90jährigen 150 Mark persönlich und zusätzlich zu überbringen, der Geldsegen wäre weiter geflossen. So aber kam raus, daß der Mann schon lange tot ist und die 350.000 Mark - ja, wo sind sie eigentlich geblieben? Bei der BfA versucht man gelassen zu bleiben ob dieses bislang größten Verlustes, den man auf diese Art und Weise hinnehmen mußte.

Noch weiß man nicht, ob das Geld noch auf dem Konto ist oder ob jemand es abgeholt hat und was damit passierte. Im Moment werde ermittelt, teilt die BfA mit, man wisse noch nichts, will aber auf jeden Fall das Geld zurückfordern und eventuell Strafanzeige stellen.

Normalerweise wird heutzutage die BfA von der Post unterrichtet, wenn jemand stirbt. Die wiederum wird von den Einwohnerämtern verständigt. Beides ist offensichtlich im vorliegenden Fall nicht passiert und die Witwe hat geschwiegen, zu ihrem eigenen Nutzen oder zu dem ihrer Enkelkinder, Freunde, Anverwandten - auch eine Form der Umverteilung.

bf