Anschlag auf Schiff ungeklärt

Elf Tote und 98 Verletzte durch Anschlag auf Ausflugsdampfer vor Athen / Täter bisher unbekannt  ■  Von Martina Kirfel

Berlin (taz) - Bei der Aufklärung des Anschlags auf das griechische Ausflugsschiff „City of Poros“, bei dem elf Menschen getötet und 98 verletzt wurden, tappt die griechische Polizei noch im Dunkeln. Bisher gibt es kein Bekennerschreiben. Allerdings geht die Polizei mittlerweile davon aus, daß zwischen dem Anschlag auf das Kreuzfahrtschiff und der Explosion eines mit Waffen und Sprengstoff beladenen PKWs vier Stunden zuvor in der Nähe der Anlegestelle in Piräus ein Zusammenhang besteht. Es wird vermutet, daß das Schiff, auf dem sich 471 Passagiere befanden, entführt werden sollte. Als jedoch der Spengstoff zu früh explodierte, richteten die Täter auf dem Schiff ein Blutbad an. Bei der Explosion des PKWs wurden beide Insassen getötet. Der Wagen soll von einem jungen Mann mit libanesischen Papieren gemietet worden sein.

In Athen kursieren zwei mögliche Versionen von Tätergruppen. Nach Aussagen eines Polizeisprechers könnte der Anschlag mit einem am Mittwoch in Griechenland eröffneten Prozeß gegen einen Palästinenser in Zusammenhang stehen. Der Palästinenser wurde vor Gericht gestellt, weil er mit einem gefälschten Pass eingereist war. Die griechische Regierung erwog jedoch seine Auslieferung an die USA. Dort wird ihm ein Anschlag auf ein Verkehrsflugzeug 1982 auf Hawai vorgeworfen.

Unter den Trümmern des explodierten PKWs fand die Polizei eine Zeitschrift aus Iran. Daran knüpft sich die zweite Vermutung, der Anschlag könne eine Reaktion auf den Abschuss des iranischen Airbus durch die US-Kriegsmarine am 3. Juli sein. Dagegen spricht, daß sich an Bord der „City of Poros“ nur wenige Amerikaner befanden. Die Ermittlungen dürften dadurch erleichtert werden, daß offensichtlich - wie gestern nachmittag in Fortsetzung auf Seite 2

Athen bekannt wurde - Fotos von dem Täter existieren, die der Bordfotograf beziehungsweise Passagiere geschossen haben sollen.

Die „City of Poros“, die gerade von einer eintägigen Kreuzfahrt zurückkehrte, war am Montag abend von vier oder fünf Männern mit Maschinengewehren und Handgranaten angegriffen worden. Nach Aussagen des Kapitäns Jorgos Mavrommatakis befanden sich zwei von ihnen bereits unter den Passagieren, zwei weitere kamen von einem schnellen Sportboot an Bord. „Sie begannen sofort, wild um sich zu schießen und Handgranaten zu werfen“ berichtete der Kapitän. Auf dem Schiff brach an mehreren Stellen Feuer aus. Die Passagiere- Touristen aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Zypern, Schweden und Marokko-gerieten in Panik. An die hundert sprangen ins Meer und wurden später von Rettungs- und Fischerbooten geborgen.