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„Arbeitsplätze-Ausverkauf“ beim Opel-Konzern

Die Verlagerung von Betriebsteilen ins Ausland neben der Einführung flexibler Arbeitszeiten trocknet eine Region aus / Bilanzwachstum bei Arbeitsplatzabbau  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Knapp 10.000 Opel-ArbeiterInnen spuckten Ende Juni den Opel Generaldirektoren Herke und Schlotfeld in die Bilanzsuppe. Ausgerechnet zur Bilanzpressekonferenz demonstrierte ein Drittel der Arbeitnehmerschaft in der Rüsselsheimer Innenstadt gegen den „Ausverkauf“ ihrer Arbeitsplätze.

Auf dieser „außerordentlichen Betriebsversammlung“ blieben die Opel-ArbeiterInnen ohne Antwort auf die sie bedrängenden Fragen: Wird nach der Näherei auch die Schmiede stillgelegt? Was passiert mit den Karosseriewerken I und II in Rüsselsheim?

In der Bilanzpressekonferenz wurde Schlotfeld dann schon deutlicher: Rund 10.000 Arbeitsplätze sollen in den nächsten Jahren „abgebaut“ werden, und zwar schwerpunktmäßig in Rüsselsheim. Die „natürliche Fluktuation“ soll dafür sorgen, daß der Konzern seine Belegschaft bis Anfang der 90er Jahre von jetzt 53.000 auf 44.000 MitarbeiterInnen reduzieren kann.

Außergewöhnlich an der von Opel bereits in den zurückliegenden Jahren verfolgten „Personalstraffung“ (seit 1979 wurde in Rüsselsheim bereits ein Drittel der alten Stammbelegschaft wegrationalisiert) ist der Umstand, daß das Unternehmen seit Jahren steigende Absatzzahlen vermeldet. Die Bilanz von Opel für das Jahr 1987 weist denn auch einen respektablen Überschuß aus. Satte 479 Millionen DM Gewinn lassen die Opel-Manager „zuversichtlich in die Zukunft blicken“ (Schlotfeld). Doch genau dieses Wachstum, das der Konzernleitung Gelegenheit zur Automatisierung der gesamten Produktionsabläufe gibt, ist dafür verantwortlich, daß die klassischen Arbeitsplätze im Automobilwerk kontinuierlich reduziert werden. Für die betroffenen ArbeitnehmerInnen bei Opel heißt die neue Gleichung: Bilanzwachstum gleich Personalschrumpfung.

Daß bei sinkenden Belegschaftszahlen und steigender Automation der Produktionsausstoß an Opel-Autos dennoch kontinuierlich erhöht werden kann, hat der Konzern in seinem spanischen Werk in Saragossa unter Beweis gestellt. Rund um die Uhr sorgen die wenigen Beschäftigten des Opel-Corsa -Werks am Fuße der Pyrenäen dafür, daß die Maschinen und Automaten voll ausgelastet sind. Und von „spanischen Verhältnissen“ träumen auch die Spitzenmanager in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern, wenn sie - unter dem Stichwort „Gleitzeit“ - flexiblere Arbeitszeiten für die Beschäftigten der drei bundesdeutschen Opel-Werke propagieren. Schon jetzt ist die „Gleitzeit“ für rund 8.000 ArbeitnehmerInnen des Rüsselsheimer Stammwerks, die nicht unmittelbar in der Produktion tätig sind, Alltag. Die Zustimmung des Betriebsrates in Kaiserslautern für die generelle Einführung der „Gleitzeit“ im dortigen Opel -Motorenwerk wurde denn auch von Generaldirektor Schlotfeld auf der Bilanzpressekonferenz mit einem Sonderlob bedacht. Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Breuer warnte vor der „Neuen Kreativität“ der Opel-Manager in Sachen Arbeitszeitflexibilisierung, die allein einen Abbau von Arbeitsplätzen anziele.

Der Rüsselsheimer Betriebsratsvorsitzende Richard Heller prognostizierte der Opelstadt Rüsselsheim (60.000 Einwohner) harte Zeiten: „Nicht nur die Lebensfähigkeit des Werkes, sondern die einer ganzen Region ist bedroht.“

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