Nicaragua widersetzt sich Ausweisung

■ Nicaraguas Botschafter und OAS-Vertreter in den USA Tunnermann ausgewiesen / Nicaragua verweist auf Rechte als OAS-Vertreter / Republikaner im Kongreß hoffen auf Wiederaufnahme der Militärhilfe für Contras / Costa Ricas Präsident Arias kritisiert Managua

Washington/Managua (ap) - Nicaragua will seinen aus den USA ausgewiesenen Botschafter Carlos Tunnermann nicht aus Washington abziehen. Präsident Ortega sagte am Mittwoch in Managua, seine Regierung nehme es zwar hin, daß Tunnermann von den USA zur „unerwünschten Person“ erklärt wurde, werde aber dafür sorgen, daß er als Botschafter seines Landes bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in der US -Hauptstadt bleiben kann. Die erzwungene Ausreise sei für Lateinamerika ein „schwerwiegender Präzedenzfall“. „Wir würden in die Epoche zurückfallen, in der die OAS ein Instrument der Vereinigten Staaten“ für ihre Lateinamerika -Politik war. Notfalls werde man den Fall vor dem permanenten Rat der OAS zur Sprache bringen. Die Satzung der OAS schützt die in den USA akkreditierten Diplomaten vor politischen Vergeltungsmaßnahmen. „Wir brauchen den Beweis, daß jeder Staat der Organisation Amerikanischer Staaten das Recht hat, seinen Botschafter bei der OAS zu benennen“, sagte Tunnermann.

Der amerikanische Botschafter in Nicaragua hat einen Tag nach der Ausweisungsverfügung das mittelamerikanische Land verlassen. Mit ihm wurden sieben weitere US-Diplomaten nach Hause geschickt. Die Regierung in Managua hatte ihnen 72 Stunden Zeit gegeben, um das Land zu verlassen. Im Gegenzug hatte die Regierung in Washington die Ausweisung Tunnermanns und sieben seiner Mitarbeiter aus den USA angeordnet. US -Präsident Reagan erklärte zu seiner Anweisung: „Wir machen mit ihm dasselbe, was er mit uns gemacht hat“'in Anspielung auf den nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega. Falls Tunnermann und seine Mitarbeiter tatsächlich ausgewiesen werden, wäre dies der erste derartige Fall in der 99jährigen Geschichte der OAS. In der Ausweisungserklärung der USA hatte es geheißen, Tunnermann und seine Mitarbeiter würden wegen Verstößen gegen ihren diplomatischen Status des Landes verwiesen. Der nicaraguanische Außenminister d'Escoto hatte die Ausweisung der US-Diplomaten damit begründet, daß ihre Handlungen Ausdruck des „Staatsterrorismus“ seien, den Präsident Reagan gegen Nicaragua begehe. D'Escoto sagte, Vertreter der Botschaft seien bei der Oppositionsdemonstration in Nandaime anwesend gewesen, bei der es am Sonntag zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen war. Costa Ricas Präsident Ariaz erklärte am Dienstag, er sei über das Vorgehen der Regierung in Managua empört. In Washingtoner Kongreßkreisen wurde unterdessen darauf verwiesen, daß der nicaraguanische Schritt die Wiederaufnahme der Militärhilfe für die antisandinistischen Contras wahrscheinlicher gemacht habe. Der republikanische Fraktionsführer im Senat, Bob Dole, äußerte die Hoffnung, daß einige bisherige Gegner dieser Unterstützung nun die Seite wechseln werden.