Schwarzfahrerelend

■ Bittere Enttäuschung bei der Schwarzfahrer-Lobby über die geringe Akzeptanz des BVG-Angebots

„Bitter enttäuscht“ über die Fahrgäste der BVG zeigte sich gestern die ökologisch orientierte „Arbeitsgemeinschaft für Schwarzfahren“ (AfS) am Kudamm. Die AfS reagierte damit auf die von der BVG neu vorgelegte Bilanz, wonach nur 3,3 Prozent aller Berliner Fahrgäste im vergangenen Jahr ohne Fahrschein unterwegs waren. Auch wenn dies gegenüber den Städten Stuttgart (2 Prozent), Hamburg, München (jeweils 1,7 Prozent) und Dortmund (1 Prozent) eine deutliche Leistungssteigerung sei, bleibe die Mutlosigkeit der Fahrgäste „insgesamt niederschmetternd“.

Das BVG-Motto, „es gibt viele Preise zu erhöhen, packen wir's an“ hätten offenbar noch immer nicht genug BürgerInnen begriffen, sagte BfS-Sprecher Klaus Schwarze. Dem Tarifsystem der BVG - du löst Tarifklasse Ib, steigst um in IIa, stempelst am Bus IIIb minus das vorher bezahlte IIa, reduzierst bei vorzeitigem Ausstieg um Ic, bei Linie 1 um Id, rechnest am Monatsende über Dauerkarte S III ab, um beim Lohnsteuerjahresausgleich S II Wurzel aus IIc geltend zu machen, wozu bei verehelichten Mehrfachfahrern ab dem vierten Kind die Tarifvergütung IIId minus Bus-Zuschlag IId zu subtrahieren ist - dem hielt also die AfS die These entgegen, daß Schwarzfahren schon aus mathematischen Gründen die plausible Alternative sei.

Heftig widersprach die AfS der Behauptung der BVG, daß die meisten Schwarzfahrer schnöde Ökonomen seien, die noch mit Gewinn einmal im Monat 40 Mark abdrücken würden. Hier werde bewußt der Versuch unternommen, ökologisch-ganzheitliche Entscheidungen zu materialisieren, sowie Abenteuerlust, Nervenkitzel und das Recht auf kostengünstige Beförderung auszugrenzen.

Die Ankündigung der BVG, die Zahl der Kontrolleure zu erhöhen, evtl. auch Zivis einzusetzen, begrüßte die AfS dagegen nachdrücklich. Dies werde die Personalkosten der BVG weiter erhöhen und damit erneute Preisaufschläge zur Folge haben, was wiederum die Zahl der Schwarzfahrer erhöhe. Wir gehen davon aus, daß sich die BVG hier auf dem richtigen Weg befindet, erklärte Schwarze der taz.

Manfredo