Neu: Berliner Wasser soll jetzt geschützt werden

■ Mit sich sind die Wasser-Betriebe zufrieden: Sinkender Verbrauch, steigendes Grundwasser, steigende Tarife / Für Unzufriedenheit sorgt der Senat: Er betreibt den Wasserschutz nur „zögerlich“ / Immer noch unzureichende Regelungen für Wassergewinnungsgebiete

Weil das Wetter kühl und naß war, aber auch dank modernerer Technik in Haushalten und im Gewerbe, sank im letzten Jahr der Wasserverbrauch der Berliner, um 5,6 Prozent auf 170 Millionen Kubikmeter.

Steigen werden dafür im Herbst die Tarife. Das kündigte gestern der Kaufmännische Geschäftsleiter der Berliner Wasser-Betriebe, Scholz an. Haushalte müßten dann für den Kubikmeter Trinkwasser über eine Mark berappen, statt 95 Pfennig, wie bisher. Milliarden-Investitionen, vor allem in den Klärwerken nannte Scholz als Grund. Dennoch behält Berlin, folgt man den städtischen Wasserwerkern, den „niedrigsten Wasserpreis aller bundesdeutschen Großstädte“. Denn, man glaubt es kaum: das Berliner Grundwasser ist relativ sauber, die Aufbereitung deshalb billig. In der Halbstadt gibt es kaum intensive Landwirtschaft und im Grundwasser folglich wenig Pestizide und Nitrat.

Überhaupt sei mit dem Berliner Wasser „alles klar“. Auch langfristig steige der Verbrauch nicht an, dank Anreicherung nähere sich der Grundwasserspiegel wieder alten Höhen. Keine „aktuelle Gefahr“ seien auch die Altlasten im Berliner Boden, versicherten die Wasserwerker. Einen Anstieg der Konzentration von Blei und Cadmium im Trinkwasser gebe es nicht, erklärte der Technische Geschäftsleiter Tessendorf. Auf Nachfragen jedoch mußte er zugeben, daß die Analyseverfahren nur größere Konzentrationen erfassen, aus Kostengründen.

Vom Trinkwasser (Cadmium-Grenzwert: Fünf Mikrogramm pro Liter) wissen die Wasserwerker nur, daß weniger als zwei Mikrogramm drin sind - unter Umständen also zehnmal mehr als im Ablauf der Klärwerke. Hier enthält der Liter nämlich nur noch 0,2 Mikrogramm von dem giftigen Schwermetall.

Mit der Nachsorge klappt es eindeutig besser als mit der Vorsorge. Damit die Qualität von Trink- und Abwasser auch vorsorgend verbessert wird, verlangen die Wasserwerker schärfere Auflagen vom Senat. „Möglichst zügig“ sollte die Indirekteinleiterverordnung erlassen und umgesetzt werden, forderte Tessendorf gestern. Die Betriebe, die ihr Abwasser in die Kanalisation leiten, sollen damit künftig vom Senat überwacht werden, gründlicher und umfassender als es die Berliner Wasserwerker bislang selbst leisteten.

Mangels Personal ist der Umweltsenator hier im Verzug, genauso wie bei dem anderen Problem, dessen „zögerliche“ Bearbeitung die Wasserwerker gestern beklagten: schärfere Regelungen für den Trinkwasserschutz. Nur für drei der sieben Wasserschutzzonen in West-Berlin wurden in den letzten 13 Jahren neue „Schutzgebietsverordnungen“ mit differenzierten Ver- und Gebotskatalogen erlassen.

Für die anderen vier Gebiete, in denen das Berliner Trinkwasser gewonnen wird, gelten bis heute großzügige alliierte Anordnungen aus dem Jahr 1946. In maximal fünf Jahren will man in der Umweltverwaltung, so hieß es dort gestern, die neuen Verordnungen für die restlichen Wasserschutzgebiete vorlegen - vorausgesetzt, es gibt zusätzliches Personal.

hmt