Die JU reist, Pretoria zahlt

Vier Mitglieder des Berliner Landesvorstands der Jungen Union lassen sich vom Apartheid-Regime Reise zum Kap bezahlen / „Wie eine geheime Kommandosache“  ■  Aus Berlin C.-C.Malzahn

Vier Mitglieder des Landesverbandes der Berliner Jungen Union fliegen am 6.August auf Kosten der südafrikanischen Regierung in den Apartheid-Staat. Unter ihnen befindet sich auch der Landesvorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation in West-Berlin, Gunnar Sohn. Damit reist erstmals eine offizielle Delegation aus den Reihen der Union auf Kosten des Apartheid-Regimes nach Südafrika.

Die Reise führte zu heftigen internen Auseinandersetzungen der Berliner mit dem Bundesvorstand. Nach Auskunft des Pressesprechers der JU hat es in der Vergangenheit zwar Reisen von Gruppen der Jungen Union „in den südlichen Teil Afrikas“ gegeben. Es seien aber immer mehrere Staaten besucht worden. Eine Reise nach Südafrika sei immer „aus eigenem Antrieb“ zustandegekommen und selbst finanziert. Die Aktivitäten der Berliner fänden daher durch den Bundesvorstand „in keinster Weise Unterstützung“. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der JU und Sprecher für „Internationales habe vergeblich versucht, den Landesvorstand Berlins „von der Reise abzubringen“.

Gunnar Sohn, Berliner JU-Chef und Repräsentant des rechten Flügels der Jugendorganisation, wies die Kritik zurück. „Wir sind auch schon mal auf Einladung der Sowjetunion in Moskau gewesen und auch nicht als gläubige Kommunisten wiedergekommen!“ Im übrigen seien auch Gespräche mit „Menschenrechtsgruppen geplant“. Auf den innerparteilichen Streit um die Südafrika-Politik angesprochen, meinte er: „Was der Blüm dazu sagt, ist mir ziemlich egal!“ Vertreter des Reformflügels der Berliner JU haben den Landesvorstand wegen seiner Reise ebenfalls scharf angegriffen. Christian Jauny, Kreisvorsitzender im Stadtteil Steglitz: „Die Sache wurde wie eine geheime Kommandosache geplant!“