AL: Die Junge Union ist käuflich

■ Botha-Regime bezahlt dreiwöchige Reise / Scharfe AL-Kritik am Vorhaben der CDU- Nachwuchsorganisation / Jusos: JU-Politik versucht, sich für Rechtsradikale attraktiv zu machen

Für die Menschenrechte und gegen die Todesstrafe wollen sich vier Mitglieder der Jungen Union Berlin bei ihrer kommenden Südafrika-Reise einsetzen. Es gebe keine Gründe gegen solch eine Fahrt, man wolle sich vor Ort informieren, erklärte gestern JU-Sprecher Werner Melch. Ihm ist entgangen, daß selbst in den Reihen der JU, wie berichtet, die Reise umstritten ist.

„Wir werden schon den Mund aufmachen, wenn uns was nicht paßt“, erklärte der 32jährige Werner Melch, der zusammen mit dem Landesvorsitzenden der CDU-Nachwuchsorganisation, Gunnar Sohn, und zwei weiteren JU-Mitgliedern am 6.August in den Apartheid-Staat fliegen will. Das Botha-Regime finanziert die dreiwöchige Reise.

Für makaber, vor dem Hintergrund des 70.Geburtstages von Nelson Mandela, hält Frank Axel Dietrich, Vorsitzender der Jusos, das Ausflugsvorhaben. Aber es sei nicht das erste Mal, daß sich die Jugendorganisation derartig für Südafrika engagiere, erklärte Dietrich entrüstet. „Die Reise reiht sich ein in eine Politik der Mehrheit der JU Berlin, die versucht, die CDU-Jugendorganisation für das rechtsradikale Potential unter Jugendlichen in der Stadt attraktiv zu machen.“

Mit Empörung hat auch die AL reagiert. Die JU sei in Sachen Apartheid anscheinend käuflich, erklärte AL-Sprecher Stephan Noe gestern. „Für die AL stellt es keinen Unterschied dar, ob ein Gunnar Sohn auf Kosten des Regimes reist, oder ein Klaus-Rüdiger Landowky vorgibt, privat nach Südafrika gereist zu sein. Auch einem Klaus Wienhold nimmt die AL nicht ab, Distanz zu Südafrika halten zu können, wenn er sich gleichzeitig vom Botha-Regime hofieren läßt“, heißt es weiter in der Presseerklärung.

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