Klappt Rau den Schutzschirm ein?

Bundesverteidigungsminister Scholz besteht auf Flugschau des Jagdbombergeschwaders / Schirmherr Rau will sich mit Erklärung von Scholz nicht zufriedengeben  ■  Aus Düsseldorf J.Nitschmann

Der für den 28.August geplante internationale Flugtag im rheinischen Nörvenich wird entgegen der Aufforderung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau (SPD) nicht abgesagt. Dennoch ließ Rau gestern offen, ob er weiterhin als Schirmherr dieses Militärspektakels zur Verfügung steht.

In einem der taz gestern bekannt gewordenen Schreiben von Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz (CDU) an den Düsseldorfer Regierungschef heißt es, der geplante Großflugtag anläßlich des 30jährigen Bestehens des Jagdbombergeschwaders „Boelcke“ im Fliegerhorst Nörvenich sei ganz im Sinne der vielen tausend Besucher, „die unter anderem als Steuerzahler ein besonderes Interesse an einer entsprechenden Unterrichtung über das Leistungsvermögen der ihre Sicherheit garantierenden Systeme mitbringen“. Diesen Bürgern nur die Besichtigung am Boden zu ermöglichen, heiße, einen eindeutig artikulierten Wunsch der Bevölkerung nach Information zu unterdrücken. Zu den zunehmenden Ängsten und Protesten innerhalb der benachbarten Bevölkerung gegen den geplanten Großflugtag erklärt der Verteidigungsminister lapidar, dies seien in seinem Hause „ständig wiederkehrende Erfahrungen“ vor solchen Großereignissen. Sie dürften von den Politikern vor Ort nicht überbewertet werden.

Rau kritisierte die Antwort des Verteidigungsministers als enttäuschend, „unsensibel und völlig unbefriedigend“. Er könne dem Großflugtag auch weiterhin „nicht zuraten“. Auf die Frage, ob der Ministerpräsident trotzdem an seiner Schirmherrschaft festhalten werde, erklärte sein stellvertretender Regierungssprecher Wolfgang Lieb: „Das hängt jetzt ganz vom Minister Scholz ab. Wir können mit dieser Antwort nicht leben.“ Unterdessen halten die Militärs des Fliegerhorstes Nörvenich gestern mit, statt der ursprünglich geplanten 50 Maschinen sollten jetzt nur noch 46 in die Luft gehen.