Wenn Konkurrenz das Geschäft belebt

■ US-LeichtathletInnen rennen und hüpfen wie die Teufel

Florence Griffith-Joyner, die bei der Olympia-Qualifikation in Indianapolis bereits im Vor- und Zwischenlauf über 100m hurtig ins Ziel gestürmt war und dabei einen unglaublichen Weltrekord erzielte (10,49 Sekunden; eine Zeit, die der schnellste BRD-Sprinter Christian Haas in diesem Jahr noch nicht erreichte), hatte offenbar ihre Kräfte nicht vorzeitig verbraucht. Auch im Halbfinale (10,70) blieb sie wie im Endlauf (10,61) unter der vier Jahre alten Bestmarke von Evelyn Ashford.

Die Sorge der Leichtathletik-Asse, die Reise nach Seoul zu verpassen, kommt nicht von ungefähr: Nur die drei Besten des Finales fahren mit, was vorher war, zählt nicht. So freute sich die schnelle Sprinterin vor allem darüber: „Ich bin dabei.“ Und mit ihr die Olympiasiegerin von 1984, Evelyn Ashford (10,81), sowie Gwen Torrence (10,91).

Beflügelt von der harten Konkurrenz zeigten sich auch die Hürdenläufer. Edwin Moses, der nach schwachen Vorläufen um Olympia fürchten mußte, gewann die 400 m in sehr guten 47,37. Ebenfalls qualifiziert sind Andrew Phillips und Kevin Young, während der Olympia- und Weltmeisterschafts-Zweite Danny Harris als Fünfter mit 47,76 „umsonst geschuftet“ hat. Dabei rannte er noch eine Zeit, die im WM-Finale in Rom für den vierten Platz gereicht hätte.

Ebenfalls erwischt hat es die prominenten Dreispringer Al Joyner und Mike Conley, und Publikumsliebling Willie Banks (der vom Wind getragen als Erster weiter als 18 Meter hüpfte: 18,20 und 18,02) konnte sich über Joyners Schicksal nur wundern: „Es ist kaum zu glauben, daß 17,62 nicht zur Qualifikation ausreichen.“ In Rom hätte das noch die Bronzemedaille bedeutet.

Zu den Gescheiterten von Indianapolis gehören auch die Hochspringer Tom Mc Cants und Jerome Carter, die im Mai mit 2,37 m Weltjahresbestleistungen erreicht hatten. 2,23 m bedeuteten lediglich Rang 12, es reisen Jim Howard (2,34), Hollis Conway und Brian Stanton (beide 2,32).

Einer jedoch konnte zufrieden sein: Carl Lewis rannte das Finale in nie erzielten 9,78, geschoben allerdings von einem Rückenwind von 5,2 m/Sek. Gleich sieben Läufer blieben unter der Zehn-Sekunden-Grenze. Dennis Mitchell (9,86) und 200-m -Weltmeister Calvin Smith (9,87) bilden das Trio für die 100 -m-Strecke, und Albert Robinson ergatterte als Vierter den Staffelplatz, der wohl eine sichere Goldmedaille einbringen dürfte.

Lewis, der in Vor- und Zwischenlauf das Künststück fertig gebracht hatte, als erster an einem Tag zweimal (9,96) unter 10,0 zu laufen, hatte für seine gute Form eine einfache Erklärung: „Ich verwende weniger Kraft auf Dinge, die mit der Leichtathletik nichts zu tun haben.“ Tatsächlich hatte der ungeliebte Star, der seine vier Goldmedaillen von Los Angeles nie wie erhofft vermarkten konnte, seine Lungen -Power vor allem in Musikstudios gelassen: als Sänger bei Schallplattenaufnahmen.

-thöm