RERECYCLING

■ Schrott gegen Schrott, eine Erwiderung

Neulich wurde der neue Zaun, den Hermann Borges aus Schrott -Teilen sich und uns an der Ecke Oranien-/Skalitzerstraße zusammenschweißte, von Petra S. (von der „Schrott&Sauer Hochglanz KG“) rezensiert. Obwohl Petra Schrott quasi von Natur aus eine gewisse Affinität zu den verwendeten Materialien (ausrangierte Eisengitter, -rohre, und -werkzeuge) hat, zeigte sie sich äußerst zurückhaltend bei der positiven Beurteilung dieser jüngsten Kunst im öffentlichen Raum SO36. Stattdessen bemühte sie in guter AL -Sozialarbeitermanier und dazu noch sauber journalistisch des Kiezvolkes Spontanstimme im O-Ton, um fehlende Biotope und größere Kindersicherheit einzuklagen. Ich halte solch meinungslose Würdigung der Borgesschen Schrotthecke für doppelt-gemoppelten Dummpopulismus (oder Wählerblattbindungsquark). Dieser geradezu Borgessche Geschichten erzählende Zaun ist nämlich in Wirklichkeit ganz prima, selbst mit der inzwischen begonnenen Grünberankung und der von Anwohnern angebauten Sitzbank.

Da Schrotts Wahrnehmungsverzerrung der behördlichen Platzverplanung - die schon bald anstelle der intelligenten Eisenkunst dumpfe Lindenbepflanzung vorsieht - bewußt oder unbewußt Vorschub leistet, möchte ich an dieser Stelle nichts unversucht lassen, um den taz-Leser gegen solch Staatsökologismus aufzubringen.

1. finden die Kinder Jungbäume total langweilig.

2. empfinden Punks vom nahen Heinrichplatz alle Bäume als persönliche Beleidigung.

3. sind Linden für die insbesondere im „Problembezirk Kreuzberg“ (V. Härtig) zahlreich ansässigen Allergiker eine Lebensqualitätminderung (man höre sich dazu nur einmal die SFB-Pollenflugalarmdurchsagen an).

4. ist gerade die Linde Symbol einer pseudoromantischen Blubo-Kiezidentität, die an die dunkelsten Stunden deutschen Kitsches erinnert. Um neue Kunstexperimente abzuwehren, wird diese Symbolik heute politisch vor allem von solchen Leuten verwendet, wie sie die Rezensentin Schrott zitiert: „eine alte Frau“ und „eine besorgte Mutter“ (zwei Spezies, die besonders leicht statisch-idyllischen Neigungen verfallen).

5. ist es eine absolute Baumquälerei, an dieser vielbefahrenen Kreuzung, dazu noch im drohenden Schatten einer Hochbahntrasse, die als besonders sensibel geltenden Linden zu pflanzen, eine Baumart, welche mit ihrer Blattharz -Oberflächenatmung selbst in einer bloß leicht verschmutzten Umwelt zu lebenslangem Siechtum verurteilt wäre.

Deshalb: Schrottzaun statt Lindenblütentee!