El Salvador: Knete statt Polemik

■ Eine Stellungnahme zu der gestern in der taz erschienenen Seite der El Salvador-Solidaritäts-Gruppen

Auf dem Pfingst-Plenum der taz-MitarbeiterInnen kam es zu einer Diskussion mit VertreterInnen der El-Salvador -Solidaritätsgruppen über das Konto „Waffen für El Salvador“, das seit dem 3.11.1980 - also seit knapp acht Jahren - von der taz geführt wird. Bis heute kam ein Betrag von 4.098.289,30 Mark zusammen. Auf Heller und Pfennig wurden diese Spenden der FMLN übergeben. Von verschiedenen Soligruppen wurde die mangelde Präsentation des Kontos in der taz beklagt und gefordert, dies künftig einem Trägerverein zu überlassen (s. die beiden Seiten taz v. 30.6.88).

Zudem wird die taz von diesen Gruppen, die sich offenbar als das einzige wahre Sprachrohr der FMLN in der BRD begreifen, nicht mehr als das politisch adäquate Medium für die Soldarität mit El Salvador angesehen. Vom taz-Plenum wurde die Abgabe des Kontos aus unterschiedlichen Gründen, aber durchaus eindeutig abgelehnt. Solange Trägerkreis und politischer Aufruf nicht bekannt sind und damit eine erneute Diskussion möglich wird, soll das Konto in der taz verbleiben und aktiviert werden.

In der taz vom Dienstag erhielten nun die Soligruppen auf einer in eigener redaktioneller Verantwortung gestalteten Seite Gelegenheit, eine politische Begründung für die Aktivierung und Verbreiterung des Trägerkreises des Kontos zu liefern. Diese entfiel, wie man einem kleinen Kasten am Ende des Artikel entnehmen konnte, aus Platzgründen.

Statt der angekündigten politischen Begründung nutzen die Gruppen diese Seite für eine Polemik gegen die taz, versehen mit Verdrehungen und Unterstellungen: Der gesamten taz -Belegschaft wird fälschlicherweise unterstellt, sie wolle lediglich aus Opportunismus das Konto halten, weil sonst „5.000-8.000“ Abonnenten verlorengingen. Das Konto dürfe nicht „den politische Launen und Interessen einer Zeitung“ überlassen bleiben. Mit vielen Medien und bekannten Persönlichkeiten seien erfolgversprechende Gespräche zur Weiterführung unter einer neuen Trägerschaft gelaufen etc.

Genausowenig aber, wie die Soli-Gruppen auch nur eine Andeutung von einer politischen Plattform auf der ihnen zur Verfügung gestellten taz-Seite zum Ausdruck brachten, werden Namen von Medien und Personen für eines möglichen neuen Trägerkreises genannt.

Wir bleiben dabei: „Ein annähernd gleich gutes Sammelergebnis (wie bisher) scheint ohne Mitwirken der taz ausgeschlossen.“ Allein seit dem 30.6. sind 16.000 Mark neu auf das Konto eingegangen.

Der Beitrag der Soligruppen vom Dienstag ist typisch für das Bestreben, das Konto in die „richtigen“ Hände mit der „reinen Lehre“ zu überführen. Dabei wird das Ziel, nämlich möglichst viel Geld für Waffen zu sammeln, leichtfertig und im Ergebnis unsolidarisch aufs Spiel gesetzt. Wir vermissen neben einer politischen Erklärung auf der taz-Seite der Soli -Gruppen auch das Waffenkonto.

thöm/time