Kohl deckelt Töpfer

■ Umweltminister wegen Pfandverordnung aufgelaufen

Wenn Kohl gerade mal einen Konflikt nicht aussitzt, zwingt er andere zum Aussetzen. Aktuelles Opfer: Umweltminister Töpfer. Weil er mit seinem Brief zum Schnellen Brüter nicht nur Forschungsminister Riesenhuber, sondern auch noch den gerade gebändigten bayerischen Löwen Strauß zum Rumoren gebracht hat, hat der Kanzler sich eine besonders fiese Strafe ausgedacht.

Die Vorlage des Umweltministers über die „Bepfandung“ (Kabinettsdeutsch) von Getränke-Plastikflaschen wurde gestern von der Tagesordnung des Kabinetts gestrichen: so ein wichtiges Thema bedürfe, meinte Kohl, der persönlichen Vorstellung durch den federführenden Minister - und der weile ja gerade in Urlaub. Wenig später aber beorderte der Regierungschef Töpfer aus anderem Grunde aus dem Urlaub zurück: die Beschlußfähigkeit müsse gewahrt bleiben.

Jetzt ist der Minister persönlich anwesend. Die Pfandverordnung darf er aber trotzdem nicht vorstellen: die Geschäftsordnung von Dr.Kohls Tafelrunde sieht vor, daß ein Thema zwar jederzeit gestrichen werden kann, aufgenommen werden darf es aber nur bis spätestens acht Tage vor der Kabinettssitzung. Lachende Dritte in diesem Konflikt sind die Mitglieder der Bundespressekonferenz: ein langweiliger Termin weniger, dafür ein bißchen Klatsch. Manche Themen werden eben erst halbwegs spannend, wenn sie nicht stattfinden.

oto