Trouble beim CDU-Nachwuchs

■ In der Jungen Union kriselt es wegen der geplanten Südafrika-Reise Mangelndes politisches Feingefühl vorgeworfen / Mutterpartei schweigt

Die kritische Berichterstattung der taz über das heimlich geplante Vorhaben der Jungen Union, auf Einladung des Rassisten-Regimes nach Südafrika zu reisen, hat offensichtlich Bewegung in den Landesverband gebracht. Der stellvertretende Landesvorsitzende Marco Henning hat jetzt seine Teilnahme an der Fahrt entschieden abgelehnt, nachdem er erst aus der Presse erfahren hatte, daß die Regierung in Südafrika die Reise finanziere.

In einem Brief an den JU-Vorsitzenden Gunnar Sohn, der der taz anonym zugeschickt wurde, wirft Henning seinen Vorstandskollegen mangelndes politisches Feingefühl vor. „Wie kann eine politische Jugendorganisation ein objektives Bild von der Einhaltung der Menschenrechte bzw. von eventuellen positiven Ansätzen bei der Abschaffung der Apartheid in Südafrika erhalten, wenn das Geld von denen kommt, deren Politik von uns auf Herz und Nieren zu prüfen wäre ...? Wenn du glaubst, daß das Programm in Südafrika unter diesen Umständen so gestaltet sein wird, daß wir von allen Seiten über alle Probleme des Landes vorbehaltlos unterrichtet werden, dann hast du deinen Beruf verfehlt!“

Sauer ist Henning auch, weil er seine Einladung für ein politisches Manöver hält, „um mich mit in den (...) Morast der Machenschaften der Jungen Union Berlin hineinzuziehen“.

Der Landesvorsitzende Gunnar Sohn hat das verärgerte Schreiben seines Kollegen mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, denn „Marco Henning steht eigentlich sehr weit rechts in der JU“, erklärte er. Die Absage tangiert ihn allerdings nicht sonderlich, denn er hat bereits einen Ersatz für Henning aus dem JU-Vorstand angeheuert. Die CDU hingegen scheint alle Augen und Ohren vor den Umtrieben ihrer Nachwüchsler zu verschließen. Fraktionssprecher Buwitt, der sich sonst in letzter Zeit zu jeder „Scheiße“ äußert, wollte keine Stellung beziehen.

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