Private BGA-Forschung für Industrie

Wissenschaftler des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene am Bundesgesundheitsamt wurden mit Privatstudien beauftragt / Dementi des BGA zur Verquickung mit der Kupfer-Industrie enthält halbes Geständnis  ■  Aus Berlin Thomas Knauf

Der Skandal um die industrielle Verfilzung eines Instituts des Bundesgesundheitsamts (BGA) wird immer dubioser. Der Vorwurf, daß mit Geldern der Industrie Forschungsvorhaben des BGA finanziert wurden, wurde gestern mit der Aussage zurückgewiesen, daß die BGA-Mitarbeiter „privat“ für die Industrie geforscht hätten.

„Ad personam“ (persönlich) wurden Wissenschaftler des zum BGA gehörenden „Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene“ (WaBoLu) mit Forschungsvorhaben betraut. So bauftragte der gleichnamige Förderverein der Industrie den Asbest-Spezialisten des Instituts, Dr. Eckart Meyer, privat mit einer Studie über die Abwitterung von Asbest-Zement -Dachabdeckungen. Für die Abgeltung von Werkverträgen zahlte der Verein bisher schätzungsweise rund 50.000 Mark, erklärte der taz der Verwaltungsleiter des Instituts, Melzer. Auch der frühere Institutschef, Prof.Aurand, habe für spezielle Umweltforschungen von dem Förderverein privat über Jahre Geld erhalten.

Ein weiteres persönliches Forschungsvorhaben des Institutsmitarbeiters Dr.Möll über „Rohrtrenner“ wird Melzer zufolge unter anderem von dem industrienahen „Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.“, an dem auch die Kupferindustrie mitbeteiligt ist, finanziert. Die Projekte gehören zu insgesamt sechs Vorhaben, die der WaBoLu-Verein (nicht zu verwechseln mit dem WaBoLu-Institut!) nach eigenen Angaben unterstützt. Entgegen einem Bericht des SFB-TV -Magazins „Kontraste“ habe der Verein jedoch nur etwa 90.000 bis 100.000 Mark für die beiden erstgenannten Studien gespendet, behauptete der Verwaltungsleiter Melzer, der auch Kontaktperson zu dem Verein ist. Zwei andere Studien seien ausschließlich von der EG finanziert, eine weitere von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Während laut „Kontraste“ der Verein zusammengerechnet rund 800.000 Mark spendierte, beharrt Melzer darauf, daß der Verein nur etwa 240.000 Mark einschließlich der EG- und WHO-Gelder als „Durchlaufposten“ erhalten habe.

Daß die Forschungsprojekte in keiner BGA-Liste auftauchen, erklärte Melzer damit, daß die Studienaufträge „ad personam“ vorbei an die Fachwissenschaftler erteilt worden seien. Deren private Nebentätigkeit sei für das BGA „wissenschaftlich völlig uninteressant“. Im Widerspruch dazu steht allerdings, daß die vorliegenden Resultate der „Privatstudien“ als Erkenntnisse des BGA verbreitet wurden, so die SFB-Journalisten zur taz.

Unterdessen bestritt eine BGA-Sprecherin, daß das „Deutsche Kupfer-Institut“ (ein Zusammenschluß der BRD-Kupferfirmen) Auftragsforschungen des BGA über die Gesundheitsgefährlichkeit von Kupfer im Trinkwasser mitfinanzeirt. Epidemiologische Erhebungen, mit denen der Münchener Professor Eife beauftragt worden sei, würden allein vom BGA bezahlt. Das Kupfer-Institut habe Eife lediglich Geld für eine darüber hinausgehende Studie zum gleichen Thema gegeben.