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WAA: Wollte DWK die SPD kaufen?

■ SPD-Abgeordneter Zierer: DWK trat an Parlamentarier heran / Geplanter Deal - Zwischenlager statt WAA / DWK bestreitet / Zukunftsforscher Jungk warnt beim Erörterungstermin in Neunburg erneut vor Atomenergie

Neunburg (taz/dpa) - Der stellvertretende Schwandorfer Landrat Dietmar Zierer hat beim Erörterungsverfahren in Neunburg vorm Wald heftige Angriffe gegen die Betreiberin der WAA gerichtet. So hat nach seinen Angaben die „Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen“ (DWK) über Mittelsmänner versucht, an Mitglieder der SPD -Landtagsfraktion heranzutreten um herauszufinden, ob die SPD ihren Widerstand gegen die geplante Atomfabrik zurückschrauben würde, wenn auf den Bau des Hauptprozeßgebäudes verzichtet würde und statt dessen das Brennelemente-Eingangslager zu einem Zwischenlager für radioaktive Abfälle ausgebaut würde.

Die Vertreter der DWK warfen Zierer, der selbst Abgeordneter der SPD im bayerischen Landtag ist, daraufhin vor, wider besseren Wissens Unwahrheiten zu verbreiten. Ihren Angaben zufolge hätten DWK-Mittelsmänner zu keiner Zeit Gespräche dieser Art mit Mandatsträgern oder Mitgliedern der bayerischen SPD geführt. Spekulationen, daß die Atomindustrie doch noch auf den Bau der WAA verzichtet und statt dessen „nur“ ein Zwischenlager in Bayern baut, waren in den letzten Monaten wiederholt kursiert.

Der österreichische Zukunftsforscher Robert Jungk hat gestern vormittag bei der Anhörung zur zweiten Teilerrichtungsgenehmigung erneut eindringlich vor den Gefahren der Atomenergie gewarnt. „Kernenergie zerstört die Erde, zuvor aber zerstört sie die Menschen. Wir haben bereits heute eine Vorstufe der Tyrannei“, sagte Jungk vor den über tausend ZuhörerInnen in Neunburg. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft in Nürnberg auf Betreiben des Ministerpräsidenten ein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung gegen Jungk eingeleitet. Er soll den bayerischen Ministerpräsidenten Strauß bei der letzten Bundeskonferenz der Atomkraftgegner im Januar in Nürnberg einen „Tyrannen“ genannt und ihn in die Nähe von Hitler und Stalin gerückt haben.

Der Leiter des Erörterungstermins, Rudolf Mauker, lehnte gestern weiterhin mehrere Anträge von WAA-GegnerInnen ab. Die Anwälte der Bürgerinitiativen hatten Einsicht in die Bohrprotokolle der von der WAA-Betreiberfirma gemachten Bodenuntersuchung gefordert.

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