Prozeß gegen gefolterte türkische Musikerin vertagt

Istanbul (taz) - Der Prozeß gegen die 16jährige Musikerin Saadet Akkaya aus Istanbul ist am Samstag auf den 16.8. vertagt worden. Saadet Akkaya war zusammen mit ihrer Schwester Gülten wegen angeblicher Unterstützung der linksradikalen Organisation „Tikko“ im April festgenommen und in der Istanbuler Polizeistation Gayrettepe gefoltert und vergewaltigt worden. Die zahlreichen Zuschauer, die zum Prozeßtermin erschienen waren, wurden nicht in den Gerichtssaal gelassen. Der Richter vertagte den Termin mit der Begründung, der Gefängnisbus sei nicht rechtzeitig eingetroffen.

Schon in den frühen Morgenstunden hatte sich eine große Anzahl von Besuchern in den Korridoren des Staatlichen Sicherheitsgerichtes versammelt, darunter viele Journalisten und Mitglieder des Vereins für Menschenrechte. Mitglieder des „Demokratischen Frauenvereins gegen Folter“ verteilten Flugblätter. Als der Richter den Prozeß vertagte, erhoben die Anwälte der Angeklagten Einspruch. Es blieb jedoch bei der Vertagung. Zur Teilnahme an dem Prozeß hatte zuvor die Frauenkommission des Vereins für Menschenrechte aufgerufen. Gleichzeitig war das Ergebnis einer medizinischen Untersuchung Saadet Akkayas bekanntgeworden, die ihr „schwere Lendenwirbelschäden“ attestierte. Eine gynäkologische Untersuchung wurde bisher von den Behörden nicht genehmigt. Seit April ist die Menstruation der Inhaftierten ausgeblieben. Am 17.4. waren 25 Zivilpolizisten in die Wohnung der Musikerfamilie Akkaya eingedrungen. Drei Tage lang hielten sie Frau Akkaya und ihre Töchter dort fest und terrorisierten sie. Der Vater wurde sofort abgeführt und mit Elektroschocks gefoltert. Seine Tochter Saadet war unter Folter zu einer Unterschrift unter ein „Geständnis“ gezwungen worden (vgl.taz 2.7.88). Einer der Folterer Saadets ist namentlich bekannt. Er heißt Erdogan Oguz.

Ö.Erzeren