Krabben gegen Robben

Krabbenfischer brauchen Robbenbänke in schleswig-holsteinischem Wattenmeer nicht zu schonen Verständigung zwischen Umweltminister Heydemann und Fischervereinigung gescheitert  ■  Aus Büsum Jürgen Oetting

Die Seehunde im schleswig-holsteinischen Wattenmeer bekommen vorerst keine Ruhe, Krabbenfischkutter werden weiterhin ihre Netze in nächster Nähe der Robbenbank über den Meeresboden schleppen. Am Samstag beschloß die Mitgliederversammlung der Krabbenfischervereinigung in Büsum kategorisch, sich der Bitte des Kieler Umweltschutzministers Berndt Heydemann zu widersetzen und die Robben nicht zu schonen. Damit ist eine gütliche Einigung zwischen dem parteilosen Chef-Ökologen der SPD-Landesregierung und den Fischern gescheitert. Nun müssen Gerichte entscheiden. Auf dem Höhepunkt des öffentlichen Interesses am Robbensterben hatte das Bundesverkehrsministerium auf Abregung des Kieler Ministers die Regionen um die drei größten Robbenbänke vom 7.Juni bis zum 31.August für jeglichen Schiffsverkehr, also auch für Krabbenkutter, gesperrt. Mit dieser Maßnahme sollte den Seehunden Streß erspart bleiben, der ihr Immunsystem weiter schwächt. Doch es kam nicht dazu.

Vier Krabbenfischer erwirkten vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig eine Einstweilige Verfügung, die ihnen das Weiterfischen in den geplanten Ruhezonen erlaubt. Heydemann vertraute daraufhin auf die Überzeugungskraft seiner Argumente und traf sich zweimal zu Gesprächen mit Vertretern der Krabbenfischer. Beide Treffen endeten ergebnislos. Die Fischer behielten sich ihre endgültige Entscheidung bis zum Samstag vor. Danach bleibt Heydemann nur der juristische Widerspruch gegen die Einstweilige Verfügung, die vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg verhandelt werden muß. Die geplante Ruhezeit für die Robben wird dabei immer kürzer.

Die Fischer befürchten, daß sie durch das Fahrverbot erhebliche Fangverluste erleiden müssen. Heydemann hält dagegen. Er versprach den Fischern reichere Fänge, wenn sich die Krabbenbestände in siebenwöchiger Ruhezeit regeneriert hätten.

Die Küstenfischer wollen nicht einsehen, daß sie als erste Opfer bringen sollen. Die Tiefflüge über dem Wattenmeer und die Bundeswehrschießübungen in der Meldorfer Bucht (Kreis Dithmarschen) stören ihrer Meinung nach die Seehunde viel mehr als die Kutter.

Der Husumer Fischer Hans-Gerd Rhode machte Heydemann ein Angebot: „Während der nächsten Fangfahrt messen wir die Phonstärken auf meinem Kutter. Wenn die Lautstärke größer ist, als bei den Tieffliegern, fahre ich keine Robbenbänke mehr an.“