Und sie nannten ihn „Shark Bohm“

■ Die Organisatoren des „No Budget„-Festivals fürchten um ihr Basis-Ausbildungskonzept, sollte der von Hark Bohm geforderte Elite-Studiengang Filmregie an der Hamburger Uni eingerichtet werden

Vielleicht kommt er, vielleicht kommt er nicht - die Debatten um den Elite-Studiengang Filmregie werden jedenfalls auch nach Vertagung der Entscheidung durch den Senat der Uni Hamburg nicht zur Ruhe kommen. Leidtragende der u.a. von Hark Bohm geforderten Meisterklasse wären jedoch nicht nur die Hochschule für Bildende Kunst und die Uni-GermanistInnen, denen Etatmittel und Stellen abhanden kommen

könnten, sondern auch Hamburger Filminitiativen und Medienzentren wie etwa die Landesarbeitsgemeinschaft Film (LAG). Die richtet seit 1985 das „No Budget Festival“ aus und bietet neben regelmäßigen Filmvorführungen Seminare für den Nachwuchs an, wie etwa das Anfang '88 eingerichtete neunmonatige Ausbildungsseminar zur Filmtalent-Förderung außerhalb etablierter Institutionen der Branche. Die

Kosten (ca. 2000,-pro Person) wurden bisher von den elf Kursteilnehmern selbst getragen. Dennoch droht dem Projekt im September der Kollaps, da noch nicht sicher ist, wie der gemeinsame Abschlußfilm finanziert werden soll. Vom Amt der Jugend wurde die LAG mit erbärmlichen 6000 Mark bedacht. Die taz sprach mit dem LAG-Vorstandsmitglied Markus Schäfer.

taz: Die Universitätsspitze zögert noch. Der neue Studiengang Film ist ihr offenbar suspekt.

Markus Schäfer: Man kann dem akademischen Senat zu dieser kompetenten Entscheidung nur gratulieren. Hark Bohm hat sein Konzept nie an der Öffentlichkeit diskutiert, sondern es hinten herum über die SPD-Schiene, die „Sektglass-Diplomatie mit Genossenschaftsfilz“ laufen lassen, so daß offenbar auch der Akademische Senat nicht weiß, was Herr Bohm eigentlich will.

Daß die LAG-Film von der geplanten Meisterklasse nicht begeistert ist, leuchtet ein.

Wir haben uns schon lange gegen eine Elite-Ausbildung ausgesprochen. Wir sind der Auffassung,

daß Breitenförderung und Basisausbildung wichtiger und langfristig effektiver sind. Die Politiker wollen aber kurzfristige Imagepflege und graben dann durch Nicht -Finanzierung der Basis das Wasser ab. Aber eigentlich gehört eine solche Ausbildung a la Bohm ins Studio Hamburg, da sie eher Bedürfnisse der Industrie bedient.

Es geht aber auch um ästhetische Fragen. Was spricht denn gegen den „narrativen Film“?

Bohm hat diesen Begriff nie ausreichend definiert. „Erzählend“ sind auch andere Strukturen als die, die man in Bohms Filmen findet. Zum anderen ist es sinnlos, Filmausbildung auf bestimmte Genres zu beschränken.

Es gäbe dann aber immer noch die Seminare der LAG.

Wir kämpfen schon seit Jahren um einen Ausbildungsetat. Aber wenn diese Art von Spitzenförderung betrieben wird, heißt das, daß wir auch in Zukunft kein Geld bekommen. Man könnte sagen: Wo die LAG eine Tür aufmacht, steht Bohm schon da und versperrt den Weg. Man nennt ihn in Film-Initiativenkreisen schon

„Shark Bohm“ - wegen seiner Methoden zum Erfolg zu kommen.

Gefragt wären praktische Alternativen. Was schlägt die LAG vor?

Wichtig ist im Moment, daß in den Medien und untereinander diskutiert wird. Die Initiativen müssen sich zusammenschließen und gemeinsame Pläne machen. Herr Bohm sollte sich dieser Diskussion stellen. Man darf Bohm andererseits aber auch nicht überschätzen. Er macht zwar egoistische Machtpolitik, wird aber von den oberen Rängen der Politik auch nur benutzt. Ich befürchte, daß der Ausbildungsgang installiert wird, prognostiziere aber gleichzeitig, daß Bohm damit nicht weit kommen wird. Städte, die an Filmhochschulen Ausbildung betreiben, lachen doch nur über diese Provinzposse. Für die wird er nie Konkurrenz. Da müßte man schon renommierte Leute gewinnen - statt Bohm, der aus der „dritten Reihe kommt, was das Fimemachen angeht und zwar durch offizielle Stellenausschreibungen.

Die Fragen stellte Peter Körte.