Offener Brief-betr.: An den Bundesminister Hans A.Engelhardt,Bonn

An den Bundesminister Hans A. Engelhardt, Bonn

Wir fordern die sofortige Freilassung von Ursula Penselin und Dr. Ingrid Strobl!

Sehr geehrter Herr Minister Engelhardt, Sie dürften es inzwischen erfahren haben: Frau Ursula Penselin und Frau Dr. Ingrid Strobl sitzen seit mehr als sechs Monaten in U-Haft. Und Sie wissen wohl auch, warum: Mitgliedschaft in einer „terroristischen Vereinigung“ (§ 129a).

Worauf gründet sich der Verdacht? Auf den Kauf eines Weckers einer bestimmten Marke, die bereits bei Anschlägen der „Roten Zora“ Verwendung fand, auf Bekanntschaften, die zum Umfeld der „Revolutionären Zellen“ und der „Roten Zora“ gehören sollen, und der kritischen und eigentlich vorbildlichen Auseinandersetzung mit sogenannten „anschlagsrelevanten Themen“. Diese Begründung kann wohl fast jede/r politisch aktive Bürger/in mit oppositioneller Gesinnung auf sich beziehen, abgesehen vom Wecker vielleicht. Bedeutet das in Zukunft Isolationshaft für WAA -GegnerInnen, Mitglieder der Friedensbewegung ...? Abgesehen davon, daß die angewandte Isolationshaft laut amnesty international eine Foltermethode darstellt, scheinen für uns folgende erschreckende Absichten dahinter zu stehen:

-kritisch engagierte BürgerInnen werden in die Nähe von TerroristInnen gestellt, um sie zu isolieren,

-nicht die Verantwortlichen für die menschenverachtende Gen -Technik und AsylbewerberInnen-Abschiebung sind VerbrecherInnen, sondern deren entschiedene GegnerInnen,

-die Diskussion wird von den Inhalten der „anschlagsrelevanten Themen“ abgelenkt.

Wer sich für solche Themen interessiert und über Methoden des Widerstandes nachdenkt, noch ohne gehandelt zu haben, kann in die Rasterfahnung geraten. Sind wir wieder soweit wie damals, als sich ein Heinrich Böll als „Sympathisant“ beschimpfen lassen mußte?

Angesichts solcher Entwicklungen in diesem Land drängt sich uns die Frage auf, wo die eigentlichen „staatsgefährdenden Elemente“, die eigentlichen „TerroristInnen“ zu suchen sind. Wir möchten sie darauf hinweisen, daß wir trotzdem niemand den Gefallen tun werden, zum Terrorismus zu greifen. Wir lassen uns in keine Ecke zwängen und auch nicht einschüchtern. Wir bleiben mit unserer Arbeit auch weiterhin gewaltfrei und öffentlich. Sollte Ihnen ebensowie uns an der Demokratie liegen, dann sorgen Sie für die Freilassung von Ingrid Strobl und Ursula Penselin, und kümmern Sie sich darum, daß sich so etwas in Zukunft nicht mehr wiederholt. Dieser Brief ist nicht anonym, denn wir haben nichts zu verbergen.

Michael Pörzgen, Iris Keil, Michael unleserlich, Rumpelstilzchen. Alwin Baumert, und noch 'n Rumpelstilzchen, Nürnberg