Das Kleinod Ostfriesland

■ betr.: Bremen heute, 18.7., „Umwelt“ – Diavortrag der C.Schurz Ges.

Der Diavortrag der Carl Schurz Gesellschaft mit dem Thema „Das Kleinod Ostfriesland“ weckte hohe Erwartungen, aber alle Erwartungen wurden übertroffen. Die heile Welt wurde dargestellt. Eine Frauenstimme begleitete die wunderschönen Bilder. Begonnen wurde mit Aurich, dem grünen Herz Ostfrieslands; von dort ging es (...)nach Greetsiel und den heimischen Fischern. Auch die Stadt Norden mit ihrer Robbenstation und Emden mit seinem Hafen wurden mit niedlichen Worten bestückt. Fassungslos folgte ich diesem Vortrag (...) Es war einfach erschreckend, daß dieser „Scheuklappen-Vortrag“ auch noch Anerkennung fand.

Kein Wort darüber, daß Aurich nicht mehr grünes Herz Ostfrieslands ist, sondern graues Herz,(....) der Marktplatz soll bald einen unterirdischen Atomschutzbunker beherbergen. Daß die Fischer in Greetsiel alle arbeitsls sind, und wenn sie einmal etwas fangen nur noch verseuchte Fische.(...) Daß die Robbenbabies in Norden nicht mehr aufgezogen werden brauchen, weil sie hinterher im Meer sowieso krepieren (...). Daß Ostfriesland von einer toten Nordsee umrandet wird, war auch nicht erwähnenenswert. Es ist schon erstaunlich, so viele Dias zusammen zu kriegen, die nicht einen toten Baum, keine Umweltverschmutzung und keine toten Robben zeigen. Bravo! (....) Aber am 17.8. fährt die feine Gesellschaft nach Emden, vielleicht fällt ihnen dann auf, daß nicht alles so heil ist. Daß zum Beispiel in Emden der Hafen bald als Atommüllumschlaghafen dienen soll. Eigentlich ist es nicht zu fassen, daß man der Realität so den Rücken zuwenden kann (...).

Sabine Riehl