Coca Cola, Computer und kaum Kneipe

■ Polnische Pfadfinder auf Entdeckungstour in Bremen

Der gestrige Tag begann nicht sehr vielversprechend: als die deutschen und polnischen PfadfinderInnen sich auf den Weg zum Martinianleger machten, um mit der Senatsbarkasse den Hafen zu erkunden, zeigte sich der Bremer Himmel mal wieder von seiner nassen Seite. Die polnische Delegation, 34 Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren und sechs Begleiter, ist zu Gast beim Landesverband Bremen des Bundes der PfadfinderInnen.

Seit fünf Jahren gibt es diesen Jugendaustausch zwischen Danzig und Bremen. Für die 40.000 Mitglieder der polnischen Pfadfinder-Organisation ist es gar nicht so einfach, einen Platz in der Delegation zu ergattern. „Es werden verschiedene Wettbewerbe und Sportwettkämpfe veranstaltet, bei denen man als Auszeichnung unterschiedliche Abzeichen erhalten kann. Danach werden in den einzelnen Untergruppen bis zu fünf Jugendliche ausgewählt“, erklärt Delegationsleiter Kazik Mikotajczak das Auswahlverfahren. Während sich Mikotajczak in Bremen trotz Dauerregen sehr wohl fühlt, waren die 14 polnischen Mädchen bei ihrer Ankunft am Sonntag erst einmal herbe enttäuscht: wenn sich die Jungen nächtens auf dem wogenbewegten Segelschulschiff „Deutschland“ wiegen können, müssen sich die PfadfinderInnen mit der kargen Inneneinrichtung der Jugendherberge in der Kalkstraße bescheiden. „Es wär' schon lustiger gewesen, mit den Jungen zusammen. Doch dann haben wir sie dort einfach besucht,“ sagt eine junge Polin. Für die nächsten Tage sind die polnischen Jugendlichen voll ausgebucht: insgesamt drei offizielle Empfänge und zwei Betriebsbesichtigungen liegen noch vor ihnen. Mit dem Programm glauben die deutschen Gastgeber auf das spezielle Interesse der polnischen Jugendlichen einzugehen. Die seien zum Beispiel ganz heiß auf Computer, und die gibt es beim Pfadfinder-Computer-Club zu besichtigen. Marc Tobien, einer der Bremer Pfadfinder, kennt sich in der Materie aus: er war bereits 1985 während des zweiten Jugendaustauschs in Polen. „Wenn wir polnisch oder russisch könnten, wäre die Verständigung natürlich einfacher; aber manchmal versteht man sich ja auch ohne Sprache.“ Wenigstens gestern abend dürften da kaum Schwierigkeiten bestanden haben. Da hatten die polnischen Pfadfinder mal programmfrei und konnten sich in der Innenstadt in Disco und Kneipe austoben.

cw