Sihanouk bekommt doch seinen Auftritt

■ Der ehemalige Staatschef Kampucheas rückt wieder ins Zentrum der „Cocktailparty“ genannten Friedensverhandlungen Hun Sens Sieben-Punkte-Plan für einen Frieden hat er inzwischen abgelehnt / Laos bringt eigenen Vorschlag ein

Bogor (afp/taz) - Kampucheas ehemaliger Staatschef Prinz Norodom Sihanouk rückt nun doch in den Mittelpunkt der Friedensverhandlungen für sein Land in Bogor bei Jakarta. Der Ex-Monarch wird heute mindestens fünf Stunden mit den vier kampucheanischen Fraktionen sprechen, die sich mit ihren südostasiatischen Nachbarländern um eine Lösung des Kampucheakonflikts bemühen. Dabei war Sihanouk Anfang Juli als Chef der Dreierkoalition zurückgetreten und der Einladung des indonesischen Präsidenten Suharto nur pro forma zu einem Privatbesuch gefolgt. Sein Treffen mit den vier Fraktionen kündigte er am Dienstag dem japanischen Botschafter Sumio Edamura an. Bei dieser Gelegenheit nutzte er die Plattform der offiziellen Mission, um den Sieben -Punkte-Plan der von Vietnam unterstützten Regierung in Phnom Penh als „nicht in Frage kommend“ abzulehnen. Laut diesem Plan sollte nämlich die Regierung von Ministerpräsident Hun Sen bis zur Annahme einer neuen Verfassung und der Abhaltung allgemeiner Wahlen vorläufig im Amt bleiben. Die japanische Regierung, die einen Fonds zur Finanzierung einer internationalen Friedenstruppe in Kampuchea ins Leben rufen will, hat Sihanouk für den nächsten Monat zu einem Besuch nach Tokio eingeladen. Sprecher der Sihanouk-Anhänger bei der „Cocktailparty“ in Bogor vor den Toren der indoenesischen Hauptstadt ist sein Sohn, Prinz Norodom Ranariddh.

Weitere Repräsentanten der Widerstandskoalition sind der ehemalige konservative Ministerpräsident Son Sann und der Führer der Roten Khmer, Khieu Samphan. Die provietnamesische Regierung in Phnom Penh ist durch ihren Ministerpräsidenten Hun Sen vertreten. Alle vier Seiten waren am Dienstag morgen zu einer zweiten Runde ihrer Gespräche zusammengetroffen. Am Nachmittag sollten wie am Vortag die Repräsentanten der kommunistischen Nachbarländer Vietnam und Laos sowie die Vertreter der Vereinigung südostasiatischer Nationen (ASEAN) hinzukommen. Am Dienstag waren in Bogor auch Einzelheiten eines weiteren Sieben-Punkte-Plans bekanntgegeben worden, den Laos am Montag in die Gespräche eingebracht hatte. Er sieht jährliche Treffen der Außenminister der Region vor. In dringenden Fällen könnten Sonderkonferenzen auf dem gleichen Niveau einberufen werden. „Wenn die Länder der Region es für notwendig erachten, kann auch ein Gipfeltreffen organisiert werden,“ erklärte der laotische Außenminister Thongsavath Khaikamphitoune. Der Plan schließt jede Art von Föderationen oder Bündnissen aus, die sich gegen andere Länder der Region richten. Dieser Passus soll offenbar die Sorgen einiger asiatischer Länder zerstreuen, die durch das angebliche Projekt einer sogenannten Indochina-Föderation aus Vietnam, Laos und Kampuchea hervorgerufen worden waren.

Offenbar stimmen aber inzwischen Vietnam, die Regierung in Phnom Penh und Sihanouk darin überein, daß die Roten Khmer, die wichtigste Guerilla-Kraft des Widerstands, bei einer Friedensregelung und einem Rückzug der vietnamesischen Truppen als militärischer Faktor ausgeschaltet werden müssen. Sie werden für Hunderttausende von Toten unter der Zivilbevölkerung Kampucheas während ihrer Herrschaft zwischen 1975 und 1978 verantwortlich gemacht. Der Sprecher der vietnamesichen Delegation, Le Mai, betont Gemeinsamkeiten zwischen den Vorschlägen Sihanouks und dem eigenen Sieben-Punkte-Plan.