So sind sie halt, die Filme

■ Heiße Küsse auf Technicolor, Leidenschaft und die Geschichte eines kommunistischen Schriftstellers: Die Stoffe, aus denen Diana Kurys Film „a man in love“ gemacht sind: Ein Sommersonnenfilm

Rom, Breitwand, Leidenschaft und eine schöne Frau. Das sind die Stoffe, aus denen Filme gemacht werden. Diane Kurys siedelte dieses attraktive Instrumentarium in der ihr vertrauten Welt des Films an. Eine „Liebesgeschichte“ wollte sie erzählen, „die Geschichte einer Leiden

schaft. Was kann einen Schauspieler davon abhalten, sich in seine Partnerin zu verlieben?“ Wir wissen es nicht. Denn Frau Kurys‘ neue Arbeit A Man in Love versucht gar nicht erst, gängige Klischees zurechtzurücken oder ganz auf sie zu verzichten. Schauspieler vögeln nun mal gern, und

zwar immer mit hundertpro zentiger Passion und einer heißen Erotik, die uns Menschen des bescheidenen Mittelmaßes wohl einen gänsehäutigen Schauer des Neides bescheren soll.

Steve Elliott, ein bekannter amerikanischer Schauspieler hat die Hauptrolle in einer kleinen italienischen Filmproduktion übernommen, einer Rekonstruktion der letzten Tage des kommunistischen Schriftstellers Cesare Pavese im Jahre 1950. Als internationalem Star stehen ihm natürlich alle Annehmlichkeiten einer Luxusvilla mit Swimmingpool und Park in der Nähe des Drehortes zu. Bei der Suche nach der Schauspielerin, die die letzte Frau im Leben von Pavese darstellen soll, fällt die Wahl auf die Pariserin Jane Steiner (Greta Scacchi). Beim ersten Treffen mit der Filmcrew gibt es mächtigen Ärger um ihren mitgereisten Vater. Als sie ihn lautstark verteidigt, bringt ihr das bewundernde Blicke Steves ein, und wieder einmal wissen die Kinozuschauer: Wer so in die Augen eines anderen Menschen schaut, den hat's erwischt. Zwar hat Steve eine Ehefrau (Jamie Lee Curtis), die ihn sogar oft am Drehort aufsucht, aber wie das halt mit Schauspielern so ist. Zeit genug für innige Flirts gibt es genug bei den Dreharbeiten. Elliotts lässig-souveräne Art verfängt sofort, seine markanten Gesichtsfalten, die nach mindestens achtzig Pall Mall ohne Filter pro Tag aussehen und seine bedeutungsschweren Reden nehmen die Gefühle der jugendhaften Jane gefangen. Was für ein Mann.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin hat es wohl verstanden, große Gefühle auf eine große Leinwand zu bringen. Heiße Küsse in Technicolor, da kann sich das Publikum zurücklehnen und überlegen: „Toll, wann bin ich eigentlich das letzte Mal schweißüberströmt nach dem vierten Mal zusammengebro chen?“ Bella Roma, die Toscana und Paris bilden den stimmungsvollen Hintergrund dieser Love-Story und da macht es fast gar nichts, daß einige Passagen in französischer oder gar italienscher Sprache synchronisiert sind. Das macht ohnehin alles viel glaubwürdiger.

Die kleinen Höhepunkte des Films werden dann erreicht, wenn der Eindruck entsteht, es handele sich gerade um ein intensives Erleben der Liebenden, und schon reißt ein „Okay, Szene gestorben“ des Regisseurs alle Träume auf den Boden der Tatsachen zurück. Diese Vermischung der zwei verschiedenen Filmebenen ist von Diane Kurys leider nur ansatzhaft eingebracht und so

verpufft seine Wirkung allzu schnell.

A Man in Love ist ein richtiger Sommerfilm für diejenigen, die mal wieder so richtig in Gefühlen schwelgen wollen und dabei nicht ständig analytisch ein paar Haare in der emotionalen Suppe suchen wollen. Denn einige Gründe dafür gäbe es schon. „Ich wurde einfach mitgerissen“, offenbart sich der man in love seiner Ehefrau, als es nichts mehr zu verheimlichen gibt. So sind sie halt, die Männer. Immer zerren irgendwelche Frauen an ihnen und machen in heißer Liebe. Wenn Frau Kurys da man nichts in den falschen Hals bekommen hat.

Jürgen Francke

Schauburg, 21 Uhr