Vollkost auf Rädern

■ Vielfalt statt ein Topf: DPWV bringt Abwechslung auf den Tisch ihrer Kunden / Täglich 300 Essen für Alte über 65

Jeden morgen, fünfmal die Woche, machen sich drei Frauen und drei Zivildienstleistende auf die Räder. Ihre Aufgabe: Im Auftrag des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) fahren sie täglich zwischen 270 und 300 Portionen Essen aus. Die Einteilung der Zustellbezirke ist mit drei anderen Wohlfahrtsverbänden ausgehandelt worden: der DPWV verteilt in Blumenthal, ind der östlichen Vorstadt, in Hemelingen und Osterholz. Eine Neuerung, die das Konzept „Essen auf Rädern“ attraktiver machen soll, stellte der DPWV gestern auf einer Pressekonferenz vor.

Ab 1. August können die Kunden zwischen vier verschiedenen Menüs auswählen: zwei Vollkost-, ein (Leber-Magen-Galle) Schonkost- und ein Diabetikeressen. Neu auf dem Speiseplan ist ein Vollkostessen. Zwei Wochen im voraus werden die Speisepläne den Essensempfängern vorgelegt. Die Preise bleiben unverändert, Schon- und Diätkost( 7,-DM) sind nach wie vor 50 Pfennig teurer als das Vollkostessen. „Die Herstellerfirma legt die Preise fest, die Essenskunden können jedoch mit unserer Hilfe einen Antrag stellen und erhalten in den meisten Fällen einen Zu

schuß“ erläutert Ludwig Busch, Referent für Altenhilfe beim DPWV. Er hat sich seit sechs Wochen in einen Selbstversuch begeben und testet die angebotenen Speisen, ist aber bislang noch nicht ganz überzeugt:“ Ich bin kein Anhänger der Fleischfraktion.“

Vielleicht wird Busch nächstes Jahr Dauerkunde: die Zuliefererfirma will dann vegetarisches Essen anbieten. Es ist jedoch nicht so einfach, Essen auf Rädern zu erhalten: Einsatzleiterin Helga Neumann prüft jeden Kunden auf „Bedürftigkeit“. Dieses Kriterium erfüllen diejenigen, die älter als 65, behindert oder krank sind. 80% der Essensempfänger sind mehr als 70 Jahre alt. „Unsere Firma stellt täglich 150.000 Essen her, 5 bis 10 Minuten nach Ende des Kochvorgangs werden die Speisen schockgefroren. Die Vitamine nehmen so kaum Schaden,“ erklärt ein Vertreter der Firma Hoffmann. Die Angestellten des DPWV statteten ihrem Essenslieferanten vor kurzem einen Besuch ab. Bei der Besichtigung der drei Großküchen bei Tauberbischofsheim waren sie stark beeidruckt:„Dort wird noch alles mit der Hand gemacht. Allein fünf Frauen haben mit der Petersilie gekämpft.“

cw