Contra-Streit freut Sandinisten

Wahl des Exsomozisten Bermudez ins Contra-Direktorium schwächt Rechtsopposition im Land / 'La Prensa'-Verbot aufgehoben / Sandinisten wollen nationalen Dialog wiederaufnehmen  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Die prosandinistischen Medien Nicaraguas berichten ausführlich und mit Genugtuung über die Streitereien im neugewählten Contra-Direktorium. Und auch so mancher sandinistischer Comandante läßt durchblicken, daß die Contras der Revolution eigentlich keinen größeren Gefallen erweisen konnten, als den Scharfmacher Enrique Bermudez in das siebenköpfige Führungsgremium zu wählen, das bisher Politikern mit weitgehend antisomozistischer Vergangenheit vorbehalten war.

Die Rechtsopposition, die vor zwei Wochen noch für eine „Regierung der Nationalen Rettung“ unter Beteiligung der Contras auf die Barrikaden stieg, rückt nun merklich von dieser Forderung ab. Denn wer heute zum Umsturz in Nicaragua aufruft, muß sich vorwerfen lassen, daß er den Somoza-Oberst Bermudez in eine provisorische Regierungsjunta aufnehmen würde. Die Oppositionellen sind aber auch eingeschüchtert durch die Maßnahmen gegen ihre Kollegen, die am 10.Juli nach der aufgelösten Demonstration von Nandaime festgenommen wurden. Nach der Berufung der Verteidiger wurde war eine Polizeistrafe von 180 Tagen aufgehoben. Doch jetzt stehen 39 Angeklagte, darunter vier Oppositionschefs, vor dem Richter in Granada. Sie müssen sich wegen Anstiftung zum Verbrechen, Rechtfertigung strafbarer Handlungen, Körperverletzung und Sachbeschädigung verantworten. Dafür können Freiheitsstrafen von bis zu sechs Jahren ausgesprochen werden. Das Urteil wird voraussichtlich am 1.August ergehen. Es gibt jedoch Anzeichen, daß die Angeklagten sehr bald schon im Rahmen einer politischen Lösung freikommen. Die Sandinisten haben vor, in den nächsten Tagen die Opposition einzuladen, den seit Ende April unterbrochenen nationalen Dialog wiederaufzunehmen. Eine Begnadigung der prominenten Häftlinge würde sich positiv auf das Gesprächsklima auswirken. Nach zweiwöchigem Verbot durfte gestern auch die Oppositionszeitung 'La Prensa‘ wieder erscheinen. 'La Prensa‘ war wegen ihrer Berichterstattung über die Demonstration vom 10.Juli mit Erscheinungsverbot belegt worden.

Unabhängig davon hat die Polizei vor wenigen Tagen im westlichen Departement Chinandega fünf Mitglieder einer Fraktion der Christlichsozialen Partei festgenommen, denen sie vorwirft, Wehrdienstverweigerer ins Ausland geschmuggelt zu haben. Der Staatssicherheitsdienst hat bei aufgegriffenen Flüchtlingen Empfehlungsschreiben der Parteijugend an die Christdemokraten El Salvadors gefunden.