Schönwetterloch im Kino

■ Während sich Kino-Fachblätter die Haare raufen, wie man das Sommerloch füllen kann, scheint es in Bremen, wo alles so anders ist, keins zu geben. Oder doch?

Irgendwie scheint das „Sommerloch“ ein delikates Thema für Kinobesitzer zu sein. Wärend einerseits ihr Fachblatt schreibt: „Das Loch ist so alt wie der Sommer“, und sich die „AG Kino“ und der Verband der Filmverleiher spaltenweise über die Entzerrung oder Nichtentzerrung der Startterminsituation streiten, scheint dieses Loch in bremischen Kinos nicht, oder nicht mehr zu existieren. „Sommerloch, nein eigentlich nicht, dieses Jahr nicht und in den den letzten Jahren eigentlich auch nicht“, ist die zusammenfassende Auskunft. Wenn schlechte Besucherzahlen, dann liegt es, so sagen die Kinomanager, entweder an zu gutem Wetter oder zu schlechtem, sprich kommerziell nicht erfolgreichen Filmen. „Schönwetterloch“ wäre also die passendere Formulierung. Die Schauburg hat in diesem Sommer sogar eine Steigerung der Besucherzahlen zu verzeichnen gehabt und erwartet das auch in nächster Zukunft. Diese positive Bilanz ist in erster Linie dem Kassenrenner „Als die Liebe laufen lernte“ zu verdanken, der sich als Vertreter der Sparte „Leichte Sommer

kost“ zum bestlaufenden Film in der BRD gemausert hat. Auch in den letzten Jahren hatte die Schauburg keine Sommerprobleme, „Rendevous unterm Nierentisch“ und „Der Kuß der Spinnenfrau“ hatten dafür gesorgt. Geschaftführer Langemeier, dem das Atlantis, die Gondel, das Filmstudio, Atelier und zwei Kinos auf Westerland unterstehen, weiß kein Besucherloch „nachzuweisen“. Es sind lediglich andere Filme, die gut laufen, Kinderfilme ohne Altersbeschränkung und der Film für die „ganze Familie“, wie „Ödipussi“ oder „Crocodile Dundee“. Das Argument daß niemand ins Kino gehen kann wenn keins da ist, braucht er auch nicht gelten zu lassen, „wenn die Leute nicht hier ins Kino gehen, tun sie es eben im Urlaub“. Ja, wenn man Kinos in Westerland hat, ist das sicher kein Problem. City und Ufa Sögestraße, die ebenfalls einem Management unterstehen, wollen von einen Sommerloch auch nichts wissen. Im Moment hätten sie gute Besucherzahlen und die Verleihe würden auch wieder mehr und bessere Filme zum Sommer heraus ge

ben. Beim Betrachten des UFA-Söge Sommerprogramms fällt dies aber etwas schwer zu glauben. Das Filmfestival alter Schinken riecht doch ziemlich nach Programmfüller. Vielleicht liegt das große Sommerlochgeheimnis darin, die letzten potentiellen Besucher nicht mit dem Gedanken abzuschrecken, daß sie sich allein im Kino wiederfinden könnten. Aber ich will ja nichts unterstellen.

Kerstin Dreyer