Arsen in BWK-Schlämmen

■ Landkreise wollen Klärschlämme der Bremer Woll-Kämmerei nicht mehr auf ihren Äckern / Jetzt wird der Abfall aus der Woll-Wäsche nach Schönberg (DDR) gebracht

Wer von einem Händler etwas erwerben will, hat dafür zu zahlen. Genau andersherum ist dies beim Handel mit Klärschlamm. Kommunen oder Wirtschaftsunternehmen, die eigene Klärwerke unterhalten, müssen häufig draufzahlen, um Landwirte zu bewegen, die Schlämme als Dünger auf ihre Felder aufzubringen.

Bis in die kleinsten Dörfer hat es sich inzwischen herumgesprochen, daß dieser besondere Dünger nicht nur dazu führt, daß das Getreide gut gedeiht, sondern auch immer mehr Schadstoffe in die Böden bringt. Wie berechtigt die Befürchtungen vieler Landwirte sind, zeigt sich jetzt am Beispiel der Klärschlämme aus der Bremer Woll-Kämmerei (BWK). Was bis April dieses Jahres als „hochwertiger Dünger“ auf Äckern in den Landkreisen Diepholz, Verden und Nienburg auf

gebracht wurde, landet seither auf der Sondermüllkippe Schönberg in der DDR.

Bei der BWK in Blumenthal wird pro Jahr Wolle im Wert von etwa 800 Mio Mark gewaschen und gekämmt. Die Wolle wird importiert, der größte Teil aus Australien. Die dortigen Züchter mischen dem Wasser, mit dem die Schafe gewaschen werden, allerlei Insektizide und Pestizide bei. Beim Waschen der Wolle in Blumenthal werden die Gifte ausgespült und landen dann in den Klärschlämmen. Zwar betreibt die BWK seit Beginn des Jahres im Probebetrieb eine „Eindampf-und Verbrennungsanlage“, in der durch extrem hohe Temperaturen die Pestizide im Waschwasser zerstört werden sollen - ein „optimales Verfahren nach dem neuesten Stand von Technik und Wissenschaft, das neue Maßstäbe

setzt“, wie der Umweltbeauf tragte Burkhard Mahnken stolz erklärt - doch auch durch diese Anlage werden offenbar nicht alle Schadstoffe zurückgehalten.

Anders ist es nicht zu erklären, daß der Landkreis Diepholz im April in einer Probe des Klärschlammes 60,2 mg Arsen pro Kilo Trockensubstanz feststellte. Zwar setzt die Klärschlamm -Verordnung lediglich Grenzwerte für Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber und Zink fest, doch angesichts der extrem hohen Arsenwerte reagierten die Landkreise auch ohne Verordnung. „Im wasser- und abfallrechtlichen Sinne ist der Besorgnistatbestand erfüllt“, schrieb z.B. der Landkreis Verden und wies den Agrarhändler Horst Büssenschütt aus Morsum an, den Vertrieb der BWK-Schlämme zu unterlassen.

Auch die Bremer Umwelt schutzbehörde reagierte prompt und erließ ein sofortiges Aufbringungsverbot. Da die BWK angeblich in der Bundesrepublik keine Entsorgungsmöglichkeit für die Schlämme fand (Menge etwa 9.000 Tonnen pro Jahr), erteilte die Umweltbehörde eine Transportgenehmigung zur Sondermülldeponie Schönberg in der DDR. Zumindest bis zum 31. August darf die BWK Klärschlämme in unbegrenzter Menge auf die umstrittene Deponie bringen, die das Grundwasser der Stadt Lübeck gefährdet. Und wenn Chemiker bis Ende August keine Möglichkeit gefunden haben, das Arsen in der neuen Verdampfungsanlage zu beseitigen, „dann werden wir nicht drumherum kommen, die Transportgenehmigung zu verlängern“, so ein Mitarbeiter der Behörde.

hbk