EINKEHR

■ Marta Sebestyen & Vujicsics Ensemble im Tempodrom

Wie nach einsamem Weg durch dunkle Land- oder Ortschaft eine Einkehr, man ist wieder unter Menschen und ... sie haben Musik, so nehmen diese Töne einen auf. Freundlich umfaßt einen der ebenmäßig summende Baß, auf dessen Grund stetig wiederkehrend und doch sich wandelnd Melodien ihre Kreise durch den Raum ziehen, die den Anschein erwecken, als wollten sie nicht aufhören.

Freilich, das „Vujicsics Ensemble“ gastiert im Tempodrom und spielt nicht auf einem heimatlichen Feste auf, so hat jedes Tanzlied ein Ende - und gibt dem nächsten Raum. Das „Vujicsics Ensemble“ entstammt der slawischen Bevölkerung des südlichen Ungarn, doch greift es - mit aller Genauigkeit und Finesse - die gesamte südslawische Folklore auf, die der Serben wie auch der Kroaten und der Mazedonier. Auch Bartok, den neben der ungarischen auch die slawische Volksmusik inspirierte, erweist es in einem Lied seine Referenz. Neben dem Kontrabaß, der kurzen, langen oder gedoppelten Flöte und dem humorvoll als sehr modernes Instrument vorgestellten Akkordeon bilden die Tamburas die Basis der Instrumentierung. Das ist eine Familie von Saiteninstrumenten slawisch-türkischen Ursprungs, deren größtes einem Zwitterwesen aus Gitarre und Viole gleicht, das kleinste wie eine winzige Mandoline erscheint, der der Interpret mit kaum merklicher Bewegung die durchdringendsten Töne entlockt.

Viel mehr eindringend ist die kehlig helle wie starke, aller Modulationen und überraschender Wendungen fähige Stimme Marta Sebestyens, die durch Leib und Seele geht. Wohin? Ins Herze, versteht sich. So singt Marta Sebastyen in konzentrierter Ruhe, alles Gefühl dem Gesang gebend, Lieder der Trauer, wie das einer ungeliebt Alternden, und der Freude: kühn die Ballade eines mazedonischen Räubers; erinnert schließlich mit einem Lied aus dem Banat an die Barbarei Ceaucescus, der dort die wahrhaft wunderschönen Dörfer, damit die dortige Kultur, zerstören will.

„Marta Sebestyen & Vujicsics Ensemble“ zeigen, daß Musik, die nicht laut, nicht großspurig daherkommt, fesseln kann, wenn sie mit Liebe und großem Können gegeben wird.

Das angekündigte wilde Hochzeitsorchester Ivo Papasovs aus Bulgarien ist, wie es hieß, irgendwo in den verschlungenen Wandelgängen der Paßbehörden hängengeblieben. Dafür soll nun „Balkana“ (Balkantourist?) auftreten, von dem der Veranstalter nicht mehr zu vermelden wußte als: „Weltspitze“.

glagla

Marta Sebestyen & Vujicsics Ensemble und Balkana spielen bis 31.7., jeweils um 21.30 Uhr im Tempodrom.