DIE TEEZEREMONIE

■ Die Zirkuskomödianten „Ra-Ra Zoo“ im Tempodrom

Es ist doch immer dasselbe Theater, wenn man in den Zirkus geht. Es sind immer die gleichen Tricks, immer der gleiche Hokuspokus, immer dasselbe Ritual, das den Zuschauern vorführt, wie gut die Artisten mit versteinerten Minen oder festgezurrtem Lächeln die Höchstschwierigkeiten meistern.

Überwindet man seine Vorurteile vor dem allzu bekannten und gerät den Komödianten des „Ra-Ra Zoo“ in die Akrobatenklauen, so erlebt man staunend, wie sich eher schnell als langsam die Erwartungshaltung in ein Lachen befreit, weil diese Vorturner in Sachen Geschicklichkeit vor allen Dingen Menschen sind, die bei jeglichen Kunststücken eine Charaktermaske tragen, die ihnen auf den Leib geschneidert ist. Das sind Schausteller, die nicht nur zeigen, was sie können, sie verkörpern vielmehr mit dem sogenannten britischen Humor die Menschen, die ihre Eigenheiten nicht hinter der Maske verstecken, sondern sie vielmehr bloßlegen beziehungsweise stellen.

Sie stellen dar den männlichen Tölpel, der verbissen gegen die Ungerechtigkeit der Welt kämpft, in diesem besonderen Fall gegen den arroganten Star, der es stets fertigbringt, die dritte im Bunde in guter alter Macho-Art mit einer Handbewegung ins zweite Glied zu bringen.

Begleitet werden diese drei von einer Schlagzeugerin, die zentral im Bühnenraum die Abläufe rhythmisiert, gleich ob die drei im Vordergrund mit Keulen wirbeln, mit Stöcken und Schwertern hauen oder sich einem Wettbewerb im Zaubern auf der Parkbank hingeben. Sie ist dabei mit einem Lachen, dem sich die Freude an dem ganzen Quatsch der Zirkushuberei ansehen läßt. Sie freut sich, wenn es dem Tölpel wieder einmal so nicht gelingt, daß es gelungen ist, und drückt das nicht nur musikalisch aus.

Das ist im übrigen das wesentliche dieser Zirkusshow, die komödiantisch, aber nicht clownesk ist. Sie müssen nicht irgendeinen Mythos beschwören, um ihrem Zirkus einen Stempel aufzudrücken, der viel verspricht und wenig hält, sie sind einfach gute Artisten, die ihre Künste ernstnehmen, dabei den Spaß daran nicht verloren haben und dieses auch vermitteln können.

Wie anders ist es zu erklären, daß ihre letzte Nummer, die Teezeremonie, zu einem Akt gerät, der neben dem ungezwungenen Können einer Tellerjonglage eine Geschichte erzählt über das Hantieren mit Teetassen und Untertassen, der Sahne, dem Tee, dem Stück Zucker und nicht zuletzt mit dem Löffel, den man am liebsten abgeben würde, wenn man sieht, daß sich dieser auf den Köpfen der drei abspielt, unter besonderer Berücksichtigung gesellschaftlicher Konventionen zwischen zwei Männern und einer Frau.

Das ist ein wunderbarer kleiner Zirkus, in dem das werte Publikum viel mehr geboten bekommt, als es für sein Geld bezahlt hat. Das Lachen einer britischen Sommernacht.

Qpferdach

Bis Sonntag, 31.7. und Mi., 3.-Sa., 6.8., jeweils um 20 Uhr.