Gifttanker gibt weiter Rätsel auf

240 Tonnen giftiges Acrylonitril aus der gesunkenen „Anna Broere“ bleiben verschollen / Rotterdamer Firma unternimmt neuen Anlauf, das Wrack zu heben / Alternative: Meer verseucht oder gefährliche Bergung  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Der Verbleib von rund 240 Tonnen hochgiftigem Acrylonitril aus dem vor der niederländischen Küste gesunkenen Chemikalientanker „Anna Broere“ kann nach wie vor nicht sicher rekonstruiert werden. Bei der Bergungsfirma Smit Tak in Rotterdam sieht man auch nur eine „kleine Chance“, daß sich in dem leckgeschlagenen 250-Tonnen-Tank noch größere Mengen des Gifts befinden.

Eine Firmensprecherin erklärte gegenüber der taz, man habe am Mittwoch bei ruhigem Seegang mit den Vorbereitungen für einen neuen Bergungsversuch begonnen. Dabei sollen zunächst zwei weitere Tanks ausgepumpt werden, die bisher unbeschädigt geblieben sind und noch einmal etwa 500 Tonnen Acrylonitril enthalten sollen.

Das Chemikalienschiff war bereits Ende Mai nach einer Kollision gesunken. Wochenlang leckte das Acrylonitril laut Chemielexikon ein „der Blausäure verwandter Stoff“ aus dem beschädigten Großtank. Alle Bergungsversuche des Wracks schlugen bisher fehl. Schließlich sägte die Rotterdamer Bergungsfirma am 7.Juli das Schiff auseinander. In der vergangenen Woche wurde schließlich der Versuch unternommen, die 240 Tonnen Acrylonitril aus dem leckenden Tank zu pumpen. Als anschließend die abgepumpte Flüssigkeit überprüft wurde, stellte sich heraus, daß sie im wesentlichen aus Meerwasser bestand. Das niederländische Wasseramt nannte drei Möglichkeiten für den Verbleib der Giftfracht. Entweder die Flüssigkeit sei bereits während des Untergang des Schiffes ausgelaufen (was eigentlich ein gewaltiges Fischsterben hätte auslösen müssen) oder die Ladung sei allmählich nahezu vollständig ins Meer geflossen (mit der Folge einer Schädigung vor allem der Mikroorganismen um die Unfallstelle herum). Schließlich bestehe eine geringe Hoffnung, daß der Abpumpversuch zunächst unbemerkt - fehlgeschlagen sei und sich das verschwundene Gift noch immer in dem lecken Tank befinde.