Tausende verletzt in Afghanistan

■ In jedem Monat rund 1.500 Verletzte allein in der Gegend von Kandahar, berichten Ärzte / Provinzstadt angeblich umzingelt / Moskau bot Geld für gefangene Offiziere

Qetta (Pakistan) (afp) - Bei den seit April andauernden schweren Kämpfen um Kandahar, die zweitgrößte Stadt Afghanistans, werden jeden Monat über 1.500 Menschen verwundet. Nach Angaben der Krankenhäuser in der pakistanischen Grenzstadt Qetta, wo viele der Opfer behandelt werden, wurde die Hälfte der Verwundeten, darunter viele Frauen und Kinder, Opfer von Artilleriebeschuß oder Bombenangriffen, die anderen wurden durch Minen, Gewehre und Handgranaten verletzt. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes hat in Qetta, das nur 50 Kilometer von der Grenze zur Provinz Kandahar entfernt liegt, 200 zusätzliche Betten aufgestellt. Die Chirurgen, die rund um die Uhr operieren, müssen vor allem Amputationen und Hautübertragungen vornehmen.

Khandahar wird offenbar von den Mujahedin umzingelt. Aus unsicheren Quellen in Islamabad hieß es außerdem, das tagelange Raketenfeuer auf die afghanische Hauptstadt Kabul sei zu Ende. In der vergangenen Woche waren angeblich 170 Raketen in Kabul eingeschlagen.

Sowjetische Truppen müssen in der letzten Zeit zunehmend direkt in die Kämpfe rund um Kabul eingreifen, um die Moslem -Rebellen aus Stellungen in bedrohlicher Nähe zur Hauptstadt zu verdrängen, hieß es weiter in Islamabad. So verhinderte angeblich in der letzten Woche die direkte Intervention der Roten Armee die Einnahme von Paghman, Sommerresidenz der Regierung. Etwa 4.000 Mujahedin kreisten nach diesen Angaben Mitte Juli Paghman ein und unterbrachen die Straße zur nur zwölf Kilometer weiter östlich gelegenen Hauptstadt.

Des weiteren seien auf der Straße nach Dschalalabad sowjetische Truppen beobachtet worden, die vorrückten um die Verteidigungslinien im Osten Kabuls zu stärken, hieß es am Mittwoch. Diese Flanke der Hauptstadt sei stark geschwächt, seit ein Kommandant mit seinen Truppen zu den Mujahedin übergelaufen sei.

In Qetta war am Mittwoch bekannt geworden, daß vier sowjetische Offiziere am 18. Juli in der Nähe von Schindand, einer bedeutenden Militärbasis der Roten Armee, in einen Hinterhalt der Mujahedin gerieten. Einer der Offziere sei gefallen, die anderen drei in Gefangenschaft geraten. Bei nachfolgenden Verhandlungen forderten die Mujahedin die Freilassung politischer Gefangener im Raum Schindand, während die Sowjets 30 Millionen Afghanis (etwa 300.000 Mark) für die Überstellung der Offiziere anboten.

Der pakistanische Außenminister Sahabzada Yaqub Khan ist jetzt auch der Meinung, daß die sowjetischen Truppen ihren Abzug aus Afghanistan planmäßig fortsetzen.

Nach einem Gespräch mit seinem amerikanischen Kollegen George Shultz sagte Yaqub Khan am Donnerstag in Washington, durch Hinweise von Beobachtern der Vereinten Nationen sei früher der Eindruck einer Unterbrechung entstanden.