Tretminen

■ Aids-Broschüre der Evangelen

EKD: Aids-Kranken beistehen!“ titelt eine große Tageszeitung und singt das Halleluja des kirchlichen Engagements für die Infizierten und Aids-Kranken, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Evangelische Kirche hat es geschickt verstanden, der Öffentlichkeit ihre Grundsatzbroschüre zu Aids als gute Tat brüderlicher Nächstenliebe unterzujubeln. Nur wer genauer hinsieht, findet die gut versteckten Tretminen in dem 19-Seiten-Text. Was als Ausdruck christlicher Nächstenliebe und verantwortlicher evangelischer Ethik verkauft wird, entpuppt sich schnell als virologischer Gemischtwarenladen, in dem jeder - von stockreaktionär bis fortschrittlich-liberal - sein Reservat zugeteilt bekommt.

Auch alttestamentarische Wadenbeißer werden berücksichtigt und dürfen ungestraft suggerieren, Aids sei eine Konsequenz menschlicher Verfehlung. Da wird Aids-Kranken die frohe Botschaft des Evangeliums in neuer Form übermittelt: Sie trügen an ihrer Krankheit selbst Schuld. Das EKD-Papier ist manchmal fortschrittlich, manchmal haarsträubend, aber es ist immer unglaubwürdig. Gauweiler einerseits, Prostituierten-Gruppen andererseits. Das kann man nicht ohne Gesichtsverlust unter einen gemeinsamen Hut bringen. Nicht einmal mit Gottes Segen.

Manfred Kriener