Personal-Transfer für Unternehmen

■ Aus und für Bremen: 67 „Innovations-AssistentInnen“ sind seit 1984 von der Wirtschaftsbehörde gefördert worden „Mitnahme-Effekte lassen sich nur begrenzt vermeiden“ / taz-Serie: HighTech in Bremen, Teil 6

„Hier geht es nicht um Hochschulabsolventen, sondern um Unternehmen“, sagt Uwe Färber, der in der Grundsatzabteilung des Bremer Wirtschaftssenators für Technologie-Politik zuständig ist. Färber koordiniert das Programm „Innovationsassistent“, das es in Berlin seit 1982 und in Bremen - recht präzise übernommen - seit 1984 gibt. Das Subventionens-Programm ist für Kleinunternehmer und Mittelständler gedacht, die kein oder zu wenig Geld dafür haben, neue Ideen oder Produkte in ihren Betrieben umzusetzen. Die können sich mit formlosem Antrag an die Behörde wenden, ihr Vorhaben schildern und erhalten dann 40 Prozent oder maximal 24.000 Mark Lohnkosten-Zuschuß, um zwölf Monate lang eine Hochschulabsolventin oder einen -absolventen ihrer Wahl innovativ tätig werden zu lassen.

Ganz normale

AkademikerInnen

Die AkademikerInnen wiederum brauchen weder arbeitslos zu sein noch Sozialhilfe zu beziehen; gemeint sind ganz normale Diplom-IngenieurInnen oder Kaufleute. Es gibt nur eine Einschränkung, jedenfalls „im Regelfall“: Sie müssen ihr Abschlußzertifikat an

der Uni Bremen oder einer der Hochschulen des Landes erworben haben.

Der arbeitsmarktpolitische Hintergrund des Programms: Der Ingenieurbedarf in Bremen ist so hoch, daß Großunternehmen wie Krupp Atlas Elektronik oder die etwas kleineren, aber etablierten Firmen den Markt regelrecht leergekauft haben. Siemens hat gar in der vorletzten Woche angekündigt, daß für die norddeutschen Niederlassungen ausländische Techniker angeworben werden „müssen“. Für kleinere Unternehmen, so scheint es, bleibt da nicht viel qualifiziertes Personal übrig. Das Hauptproblem aber, so Färber, ist immer noch, daß erst wenige Unternehmer in Bremen wissen, „daß man mit den Absolventen der Uni was anfangen kann“.

67 Kaufleute oder IngenieurInnen sind seit dem Anlaufen des Programms in der Wirtschaft untergebracht worden. Oder, aus der Sicht und im spröden Deutsch der Wirtschaftsförderung: In 67 Fällen gelang die „Umsetzung vorhandenen Innovationspotentials durch Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“. Seit kurzem können Unternehmen auch zwei Innovations-Assistenten gleichzeitig be

schäftigen, jeweils eine Kraft für Büro oder Marketing und eine in der Entwicklungs-Abteilung. Fast immer, resümiert Färtber, werden die Leute später fest übernommen.

300.000 Mark pro Jahr

Zusätzlich gibt es auch noch die Einrichtung der Innovationspraktikanten, für die maximal drei Monate lang ein Zuschuß bis zu 480 Mark monatlich gewährt wird. Für die Innovationsassistenten steht ein Topf von jährlich 300.000 Mark zur Verfügung, der in der Anfangszeit kaum ausgeschöpft wurde. Die Tendenz ist jedoch steigend: Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden 12 AssistenInnen bewilligt.

Das Spektrum ist breit und zieht sich quer durch alle Branchen und Größenklassen. Eine Diplom-Biologin arbeitet für die Beratungsgesellschaft Leo Consult in Bremen-Nord. Das Unternehmen mit sieben Beschäftigten bietet Entwicklungsverfahren an, mit denen Ölschäden beseitigt werden können. Eine Diplom-Ökonomin verbesserte die interne Organisation der Wäscherei „Frauenlob“ in Rablinghausen so sehr, daß sie zur wichtigen Stütze der Geschäftsführerin geworden

ist - die jetzt ihre Firma auch mal allein lassen könne, berichtet die Handelskammer-Zeitschrift „Wirtschaft in Bremen“ in ihrer jüngsten Ausgabe.

Haben Unternehmer diese Förderung überhaupt nötig? Auch für die Bremer Nebenstelle der Firma Umweltschutz Nord aus Ganderkesee arbeitete ein Biologe ein Jahr lang als „Innovationsassistent“, um Bakterienkulturen zu verbessern, die ölverschmutzte Böden reinigen. Peter Ittenbach, der die Rechts-und Personalabteilung der Firma leitet: „Wir mußten uns überlegen, ob wir jemanden einstellen wollen oder nicht. Das Programm hat uns diese Entscheidung erleichtert. Aber über kurz oder lang wären wir nicht drumherumgekommen.“ Aus senatorischer Sicht werden diese „Mitnahme-Effekte“ als unbedeutend eingeschätzt. Uwe Färber: „Die lassen sich nur begrenzt vermeiden. Je länger ein Programm läuft, umso größer ist das Risiko. Aber bei Investitions-Zuschüssen von 15 bis 18 Prozent, etwa für ein Bürogebäude, ist die Wahrscheinlichkeit eines Mitnahme-Effektes viel größer.“

Wie kommen nun WissenschaftlerInnen und UnternehmerInnen zueinander? „Wesentlicher Strang“, so Färber, sind die

Transferstellen an den Hochschulen und an der Universität. Über den technologische Beratungsdienst (TBD) werden kostenlose Erstberatungen abgewickelt, und die TBDler können dann die Innovations-Assistenten als weitergehende Maßnahme anbieten.

Eine Kombination mit anderen

Förderungen, sagt Färber, sei schon wegen der Struktur des Programmes kaum möglich. Ohnehin gebe es kaum Firmen, die alle Wege nutzten, an Gelder aus dem Tivoli-Hochhaus zu kommen. Da seien einige Uni-Institute bzw. Professoren wesentlich findiger.

mc