Schecks gegen Lizenz

■ Eishockey: Preußens dubiose Wechselgeschäfte / Aufgeschreckte Funktionäre wollten Bares sehen / Ausgemusterte Sportler mit Rückkaufgarantie angeboten

Berlins Eishockey-Funktionäre dürfen aufatmen. Die Bundesliga-Lizenz für ihre Preußen ist da. Einen jähen Finanzkollaps befürchtete der Zulassungsausschuß des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in Sachen Berlin. Tagelang hing die Lizenz für den BSC am seidenen Faden. Zwar sind die von diesem Gremium geforderten Kriterien bei Kennern der Szene weiter umstritten und sinnlos - schließlich hat bei den DEB-Experten ein 78jähriger Steuerberater i.R. das Sagen - doch die Herren um den greisen Präsidenten Otto Wanner waren in Sachen Berlin hochsensibilisiert. Schließlich hatten sie die Prügel noch nicht vergessen, die ihnen im letzten Jahr von Presse und Eishockeyfans verabreicht wurden. Zu Unrecht, wie Kenner der Szene wissen. Denn daß der ECD Iserlohn mitten in der Saison das Handtuch werfen mußte, ging auf die Kappe der restlichen neun Bundesligavereine, die den Verband wider besseres Wissen „genötigt“ hatten, die Sauerländer mitspielen zu lassen, obwohl den meisten klar sein mußte, daß Iserlohn die Saison nicht überleben würde.

Nochmal wollten die DEB-Herren, die in der bundesdeutschen Funktionärsrangliste weit am Tabellenende herumkrebsen, nicht die Prügelknaben sein. Aufgeschreckt worden waren sie durch dubiose Wechselgeschäfte der Berliner. Ihre Neueinkäufe Klaus und Michael Eggerbauer zahlten sie mit Wechseln. In der Geschäftswelt Gang und Gäbe, doch im Eishockey, nach Meinung des Verbandes, fehl am Platz. Angst ging um, daß bei Fälligkeit der Akzepte und Zahlungsunfähigkeit des Ausstellers auch andere Clubs ins Trudeln geraten würden.

Der Zulassungsausschuß verdonnerte die Preußen dazu, 600.000 Mark an Bankbürgschaften nachzuweisen oder die Transfers in bar abzuwickeln. Die Szene war aufgeschreckt, denn hinzu kam, daß Preußen-Manager Stefan Metz Friede, Freude, Eierkuchen verbreitete, während sein Vorsitzender Hermann Windler laut darüber nachdachte, daß man sich den einen oder anderen Spieler eigentlich nicht mehr erlauben könne. So in Sachen Klaus Micheller. Der 21jährige Verteidiger aus Kaufbeuren saß bereits mit Sack und Pack in Berlin, als Windler dererlei von sich gab, derweil Kaufbeuren sehnsüchtig auf die „Kohle“ wartete.

Das Wasser stand den Berlinern nun bis zum Hals, denn Vereinen wie dem SV Bayreuth, dem EC Ratingen, dem ERC Wolfsburg und dem Duisburger SV - allesamt Zweitligisten wurde angeboten, ausgemusterte Berliner Spieler mit der Garantie zu kaufen, diese in der nächsten Saison für den gleichen Preis zurückzunehmen. Bargeld mußte her. Koste es, was es wolle.

Am Freitag tagte erneut der Zulassungsausschuß. Mittlerweile waren in Frankfurt (220.000 Mark) und Mannheim (150.000 Mark) Schecks aus Berlin eingegangen. Doch das „grüne Licht“ für die Preußen ließ lange auf sich warten. Erst, als sich die Eishockey-Funktionäre vergewissert hatten, daß die Schecks auch gedeckt waren, war klar, daß an der Spree auch in der kommenden Saison jongliert werden würde. Auf dem Eins und hinter der Bande.

PS: Klaus Micheller darf in Berlin bleiben. Manager Metz war am Freitag auch in Kaufbeuren. Mit einem Scheck.

Holger Wilhelm