Friedenskonvoi: Odyssee beendet

In Managua können Vietnamveteranen endlich ihre Hilfsgüter übergeben  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

„Mit diesen Waffen bedrohen wir die Sicherheit der USA“, Daniel Ortega hält eine Plastik-Babyflasche hoch, „und sie sind schußbereit, um Nahrung auf unsere Kinder zu feuern.“ Die seltsame Waffe ist Teil einer Spende von rund 300 Tonnen Hilfsgütern, die Freitag in Managua ankamen. Einer Gruppe von Vietnamveteranen war es nach wochenlangem Kampf mit den US-Zollbehörden gelungen, mit einem Konvoi von 21 Lastwagen und einem Schulbus bis nach Nicaragua vorzudringen.

Die Veteranen strahlen vor Begeisterung, als sie auf einem Spielplatz im alten Zentrum Managuas neben dem Staatspräsidenten auf einem Podium stehen. Zwei Dutzend Kriegsversehrte sind in ihren Rollstühlen angekommen, und eine Gruppe von Kindern der sandinistischen Pioniere bindet den Besuchern aus den USA rot-schwarze Halstücher um. „Wir führen einen gemeinsamen Kampf“, sagt Raul Valdes, Koordinator der 44 Frauen und Männer starken Gruppe, „denn das Geld, das Reagan an die Contras schickt, kommt von unseren Steuern und fehlt unseren Kindern beim Unterrichtsbudget.“ Die Veteranen verstehen ihre Spende, die in erster Linie für Nicaraguas Kinder bestimmt ist, als Protest gegen das Wirtschaftsembargo, das Reagan 1985 gegen Nicaragua verhängte.

So sahen es auch die texanischen Zöllner, die strenge Anweisung hatten, den Konvoi nicht nach Mexiko ausreisen zu lassen. Abends beim „Nica Libre“ (nicaraguanischer Rum mit Coca-Cola) erinnern sich die Reisenden, wie sie schließlich am 9.Juli lateinamerikanischen Boden erreichten. Die Karawane hatte an der Grenze in Laredo wochenlang kampieren müssen. Auf mexikanischer Seite wurde aus Solidarität dreimal der Verkehr blockiert. Schließlich durften die Waren, die als humanitäre Güter vom Embargo ausgenommen sind, passieren. Anderes gilt für die Transportfahrzeuge, die eigentlich auch in Nicaragua bleiben sollen: wenn die Lastwagen nicht binnen vier Wochen in die USA zurückkehren, droht den Veteranen ein Strafverfahren.