Ohne Moos nix los-betr.: Workklau..., taz vom 26.7.88

betr. Workklau..., taz v. 26.7.88

Da passiert was. In der Tat. Erwerbslose werden aufgefordert, zum 0-Tarif zu arbeiten. Nichts gegen 0-Tarif, aber doch wohl dort, wo er angebracht ist: in öffentlichen Verkehrsmitteln, Theatern, Schwimmbädern etc. - und nicht ausgerechnet bei der Arbeit.

Mir sind keine Erwerbsloseninitiativen bekannt, in denen die Mitglieder jammernd herumsitzen. Im Gegenteil, da passiert was! Die hessischen Erwerbsloseninitiativen haben z.B. am 6. Mai, zusammen mit dem DGB und den Kirchen in Frankfurt eine Landestagung durchgeführt. Dort wurde in Arbeitsgruppen, z.B. „Psycho-soziale Auwirkungen der Erwerbslosigkeit“, gearbeitet. Es gab auch Ergebnisse, z.B. die Forderungen nach Existenzgeld, Beschäftigungsprogrammen in gesellschaftlich nützlichen Bereichen, regionalen Strukturprogrammen, gemeindenahen Zentren in Selbstverwaltung, Abschaffung der Bedürftigkeitsprüfung und der Zwangsarbeit etc. Die Forderungen wurden in den Arbeitspapieren auch fundiert begründet.

Kollege Wolfgang wollte die „Arbeitslosen“ wachrütteln, mußte „fast schreien“, der Ärmste..., na hoffentlich wurde kräftig zurückgeschrieen! Objektiv wird mit solchen Aktionen das Geschäft der großen Vereinfacher und des Kapitals betrieben. Diese Argumentation gibt objektiv jenen recht, denen zu Erwerbslosigkeit nur einfällt: “...die wollen ja nicht arbeiten!“

Wir Erwerbslosen sagen: Maloche ohne Knete? - Nein Danke! Mangel an Arbeit ist nicht unser Problem. (...)

Solche Aktionen sind gut für einzelne Bürgerinitiativen an denen selbstverständlich auch Erwerbslose teilnehmen können und sollen; an ihrer Situation als Erwerbslose ändern sie jedoch nichts. Zumal die Aktionen unter falschem Namen laufen. Workklau - Arbeitsklau. Ich kann doch nur etwas klauen, was ein/e andere/r besitzt. Im vorliegenden Fall besitzt doch diese Arbeit niemand. (...)

R.-E. Rückert

Sprecher der hessischen Erwerbsloseninitiativen, Sozialtherapie Frankfurt e.V.