Geisterschiff wohlauf

■ Deutscher Frachter darf auf der Donau retour

Bonn (afp/dpa/taz) - Das deutsche Frachtschiff „Petersburg“, das seit mehr als vier Wochen durchs Schwarze Meer irrt, kann vermutlich donauaufwärts zurück nach Wien fahren. Das Schiff hat den Bauch voll mit 1.300 Tonnen radioaktivem und ölverdrecktem Bauschutt und sucht einen Hafen (s. taz v. gestern). Die rumänischen Behörden sind bereit, die Rückfahrt über die Donau zu gestatten, verlautete gestern aus Bukarest. Die Türkei hat gestern nochmals bekräftigt, daß sie die Einfahrt in türkische Gewässer weiter verbieten werde.

Unterdessen gibt es auch Erfreuliches von Bord: Der Kapitän, seine Frau und zwei Kinder und die vierköpfige Restbesatzung seien „wohlauf“, funkte Minister Warnkes Sprecher Hans Christian Maas aus dem Bonner Verkehrsministerium. Maas kündigte außerdem an, daß ein Experte abgeflogen ist, um eine Probe von der Schiffsladung zu entnehmen, die dann „in einem deutschen Labor“ untersucht werden soll. Das türkische Kernforschungszentrum hatte die Ladung als „radioaktiv“ zurückgewiesen. 140 Becquerel pro Kilo waren gemessen worden.

Bonn bezeichnete diesen Wert als „geringe Radioaktivität“, der unterhalb des EG-Grenzwertes liege und der normalen Oberflächenbelastung der Böden nach Tschernobyl entspreche. Der Bauschutt stammt, wie gestern bestätigt wurde, vom Abbruch des Wiener Chemieunternehmens Alder. Das österreichische Gesundheitsministerium bezeichnete die Strahlung als Tschernobyl-Effekt.