Amis sorgen für „sauberen“ Jahrmarkt

■ Rund 30 Schwule und Lesben von „deutsch-amerikanischem Volksfest“ verjagt / Berliner Polizisten und MPs im Einsatz: „Ihr könnt euch wohl nicht benehmen!“

„You go out!“ herrschte der amerikanische Militärpolizist seinen Landsmann an. Der so beschimpfte Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika verstand die Welt nicht mehr: Am Dienstag abend gegen 22.30 Uhr hatte er das Gelände des „Deutsch-Amerikanischen Volksfestes“ mit rund 30 FreundInnen betreten, um über den Rummel zu flanieren. Der Rundgang über den Jahrmarkt dauerte nicht lange: Etwa zehn Militärpolizisten, so berichtet einer der Betroffenen, folgten den BesucherInnen von Anfang an, und als die Gruppe ein 3D-Kino besuchen wollte, machten die „Ordnungskräfte“ von ihrem Hausrecht Gebrauch: „Raus hier!“

Der offensichtliche Grund für die rüde Behandlung: Die JahrmarktbesucherInnen waren Schwule und Lesben. Sie nehmen derzeit an einem internationalen Treffen in der Stadt teil. Sie spazierten zum Teil Arm in Arm über das Volksfestgelände und tauschten Zärtlichkeiten aus. Als sie der Aufforderung zum Tanz nachkamen, griff die Militärpolizei ein.

Die amerikanischen Veranstalter des Volksfestes riefen daraufhin die Berliner Polizei. Die rückte mit etwa 30 Personen an und trieb die Gruppe der zumeist jungen Leute in amerikanisch-deutscher Allianz vor die Pforten des Geländes. „Warum wir abhauen sollten, hat uns keiner gesagt!“ erinnert sich Martin - übrigens ein Amerikaner - an den Vorfall. Statt dessen befahlen die MPs im militärischen Tonfall, den „amerikanischen Sektor zu verlassen!“

Die Polizei „begleitete“ die Gruppe schließlich zur U -Bahnstation Oskar Helene Heim. Dort wurden sie aufgefordert, sich zu „zerstreuen“, - also nicht nebeneinander stehenzubleiben. Falls das nicht schleunigst passiere, wurde ihnen angedroht, „haben wir auch noch einen Gefängniswagen mitgebracht!“

Die amerikanische Pressestelle ließ per Fernschreiber - zu einem Interview fand sich niemand bereit - mitteilen, daß die Gruppe wegen „ihrer unpassenden Verhaltensweise auf dem Volksfest, das auch von Familien besucht wird“, von der Militärpolizei und deutschen Beamten „vom Platz geleitet“ worden sei.

Die Pressestelle der Polizei begründete den Einsatz gestern mit einem „Verstoß gegen die Bannmeilenordnung“. Außerdem sei die Gruppe zum Teil „angetrunken“ gewesen und habe anderen Besuchern den Weg versperrt. Ein Betroffener: „Das ist absoluter Quatsch! Wir haben überhaupt keinen Alkohol getrunken!“

Claus Christian Malzahn