Schützenhilfe der Sowjets für Kabul

■ Sowjetische Truppen greifen Stellungen der Mudjahedin an / Anhaltende Kämpfe um Kabul

Islamabad (afp) - Sowjetische Truppen haben in den letzten Tagen mehrmals Stellungen des regierungsfeindlichen afghanischen Widerstands in der Umgebung von Kabul angegriffen. Westliche Diplomaten in Islamabad berichteten am Dienstag von dreiphasigen Vorstößen der Sowjets, die bereits vergangenen Freitag begonnen hätten. Den oppositionellen Mudjahedin gelang es in den vergangenen zwei Wochen, die Hauptstadt mit mehr als 300 Raketen zunehmend unter Druck zu setzen. Nachdem kürzlich die französische Botschaft und der deutsche Club getroffen worden sind, beeilen sich die ausländischen Vertretungen, ihr Personal zu reduzieren. Osteuropäische Botschaften haben bereits im Juni die Zahl ihrer Mitarbeiter verringert, und die westeuropäischen Staaten evakuieren inzwischen die Familien ihrer Botschaftsangehörigen.

Diplomaten in Islamabad glauben, die sowjetischen Truppen hätten sich eingeschaltet, um die Mudjahedin zurückzuwerfen, was der Regierung in Kabul vergangene Woche offensichtlich nicht gelungen sei. Zuvor hatten massive Angriffe des Widerstands zu einer panikartigen Evakuierung der Bevölkerung aus der nahegelegenen Garnisonsstadt Dschalalabad geführt. Radio Kabul meldete am Dienstag abend, daß die zweitgrößte Stadt, Kandahar, bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen zu zwei Dritteln zerstört worden sei. Unterdessen unternimmt Staatschef Nadschibullah Anstrengungen, seine wackelige Position auszubauen. Vergangene Woche hat er zwei weitere vom Kabuler Regime und den Mudjahedin unabhängige Parteien zugelassen.

Die UdSSR hat nach Angaben bisher 25.000 Soldaten aus Afghanistan abgezogen. Wahrscheinlich werde die Zahl der Konvois Richtung UdSSR in den nächsten Tagen zunehmen und eine Luftbrücke eingerichtet, vermutete ein der UNO nahestehender Informant in Islamabad.