Gewichtsverlagerung

Nur tödliche Unfälle bringen die Radpolitik voran  ■  K O M M E N T A R

„Der innerstädtische Verkehr wird vom Grundsatz eines ausgewogenen Miteinanders aller Verkehrsteilnehmer bestimmt. Dazu gehört auch der Fahrradverkehr“. So schrieb Senator Wronksi in einer Radverkehrsstudie vom September 1986. Problem dabei ist, daß die verschiedenen Gruppen der Verkehrsteilnehmer sehr unterschiedliche Gewichte in die Waagschale werfen müssen, um diese „Ausgewogenheit“ zu erreichen. Beim ADAC reicht einfacher politischer Druck, die Radler dagegen müssen stets eine neue Leiche vorweisen, damit ihre Forderungen in Politik und Verwaltung überhaupt wahrgenommen werden. Die Verwaltung kann viele verständliche technische und rechtliche Gründe für Verzögerungen anführen. Eine Ausrede kann das nicht sein. Ein „ausgewogenes Miteinander“ kann nicht mehr länger Gleichbehandlung von Starken und Schwachen im Verkehr heißen, sondern nur Bevorzugung der Gefährdeten. Wer aber Radfahrer nicht als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer haben will, sondern sie auf schmalen Radwegen aus dem Verkehr und damit aus dem Bewußtsein der Autofahrer ausblendet, macht sich weiter mitschuldig an tödlichen Unfällen.

Thomas Rogalla