Dünnflüssig-betr.: "PCB in Milchproben entdeckt", taz vom 1.8.88

betr. „PCB in Milchproben entdeckt“, taz vom 1.8.88

PCB in der Milch. Das baden-württembergische Umweltministerium beruhigt: Alle belastete Milch werde so weit herunterverdünnt, daß der Grenzwert nicht überschritten werde. Gift in kleinen Portionen - harmlos? Es klingt bekannt; das Caesium im Heu hat man nach Tschernobyl so auch ganz gut unter die Kühe und dann die Leute gebracht.

Mit der Dünnsäure geht das genauso. Die ist ja, wie der Name schon sagt, verdünnt und damit ungefährlich. Und wird zudem noch durch die Schiffsschrauben so gut verteilt. Der Artenreichtum wird deshalb auch nur um 30% verringert statt ganz ausgelöscht. Und wenn die Industrie ihre Kloaken in die Kläranlagen einspeist, wird ihr der Preis nach der Konzentration und nicht nach der Gesamtgiftmenge berechnet. Bei den Billigstwassertarifen für die Großindustrie ein lukratives Mixgeschäft. (...)

Hinter dieser Art, die Dinge darzustellen, steckt Methode: Je mehr Verdünnung man uns voll brav gespielter Wissenschaftlichkeit präsentiert, desto größer die Chance, daß unser Blick und Hirn sich auch verwässern und wir uns kritiklos in immer uferloseren Wassermassen in den Schlaf schaukeln lassen.

Gisela Kusche, Konstanz