Contra taz allgemein-betr.: taz-Werbung mit Lettre

betr. taz-Werbung mit Lettre

Wer andere zum taz-Lesen verleitet, macht sich um das Gemeinwohl verdient. Jedoch:

Dieses Phänomen verdient unsere ganze Aufmerksamkeit (75). An wen wenden wir uns? An europäische Intellektuelle (98). Willkommen, 'Stern‘, im Land der Dichter und Denker (100). Was die Autoren der mitteleuropäischen Literatur eigentlich verbindet, läßt sich nicht in einem einzigen Satz ausdrücken (17). Mein Thema ist absichtlich unbestimmt. Es ist so vage, daß ich den Satz umdrehen kann, ohne daß das Gesagte am Thema vorbeigeht (92). Durch den DDR-Bürger geht ein absurder Riß (14). Hier hilft Glasnost auch nicht weiter (88). Andererseits darf sich Europa nicht von den sowjetischen Sirenenklängen verführen lassen (30). Rußland miteinbegriffen (98). Deutsche Welle, die aufregendste Reihe (9), Realisierung eines europäischen Abenteuers (98).

Wer sich zur Lektüre von Lettre verleiten läßt, versteht die taz nicht mehr. (Quelle: Lettre Nr. 1)

Oliver, München

Glaubt ihr denn ernsthaft, mit der neuen Werbeprämie mehr Abonnenten zu gewinnen? Jedenfalls ist es eine groteske Leser-Verarschung, für ein linkes, radikales Blatt ausgerechnet mit dieser „Zeitung für Europa in den Grenzen von 1942“ zu werben.

Allerdings paßt die Prämie durchaus zur Qualität mancher eurer Mitarbeiter, etwa des unsäglichen Ostfrontkämpfers R. Hofwiler, oder z.B. auch jener Georgia Tornow, die im staatsbürgerfrommen Interview mit dem Regime-Politologen Eschenburg etwas von „unseren Politikern“ und „Gefahr für die Demokratie“ daherredet.

Mit dieser Kritik will ich die taz keineswegs in Grund und Boden verdammen; sie bringt oft hervorragende Artikel und äußerst wichtige Informationen. Nur hat eben auch dieser ganze rechte Anpasser-Unsinn, das geistlose Wiederkäuen bürgerlicher Denkschablonen und Sprachregelungen, bei euch mittlerweile ziemlich absurde Formen angenommen.

Sollten die Leser gegen das Überhandnehmen rechten Unsinns nicht bald ein deutliches Zeichen setzen, werden Leute, die in eine linke, radikale Zeitung im Grunde überhaupt nicht passen, es schaffen, die taz zunehmend gleichzuschalten und damit letztlich überflüssig zu machen. Und da bloße Leserbriefe und vernünftge Argumente schlichtweg ignoriert werden, bedarf es auch anderer Protestäußerungen.

In diesem Sinne werde ich auf mein taz-Abo zunächst für ein halbes Jahr verzichten; das gesparte Geld geht auf das El Salvador-Waffenkonto (...).

Hans-Joachim, Heidelberg