Aus für Rockwerkstatt

■ 5 ABM-Stellen werden einstweilen nicht verlängert: Arbeit einstellen, Auftritte absagen, Anlage einmotten

Die Aussichten sind so trist wie der verlassene, linoleumbelegte Büroraum der Bremer „Rockwerkstatt“ in der Pieperstraße. Schwarz und vielversprechend steht „die Anlage“, eine komplette Licht-, Ton- und Mischanlage für Popmusik-Bands, zusammen mit Schlagzeug und Bässen in der Ecke, und da wird alles auch erstmal bleiben. Rosa Terminkärtchen künden noch von Saal-Reservierungen und Auftritten von Bands, die jetzt mit einem Behörden -Federstrich ins Aus verwaltet und inzwischen von der Rockwerkstatt abgesagt wurden.

Die heimliche Bremer Regierung, der ABM-Ausschuß des Arbeitsamtes, muß nämlich bis September erst mal gründlich über neue ABM-Vergabekriterien nachdenken und darüber, welche Bereiche überhaupt noch gefördert werden sollen. Mit den fünf ABM-Lehrer-Stellen in der Rockwerkstatt, die seit 1984 Bremer Bands bis zu ihrem ersten Auftritt betreut und fit gemacht haben, ist deshalb erstmal Schluß. Wie man nach Noten spielt, die Gitarre hält, ins Mikrofon singt, ein Stück aufbaut - all das haben musikbegeisterte (hauptsächlich männliche) Jugendliche von den ABM-Kräften der Rockwerkstatt gelernt. Und aus Lottomitteln gab es obendrauf einen ersten Auftritt in der Reihe „Neue Töne“ in einem Freizi oder Bürgerhaus. Dazu die

Anlage samt Transport, Plakate, Eintrittskarten und einen Hunderter auf die Hand - ein Einstieg und Hoffnung für junge Musiker, die erst lernen wollen, so gut zu werden, daß sie dann auch selbst Auftrittsmöglichkeiten finden.

Übrig bleibt nun nur der für September geplante Instrumenten-Flohmarkt und die dritte, erheblich erweiterte Auflage von „Roll over Bremen“, einem Überblick über die U-Musik-Szene, Erscheinungsdatum Oktober.

Mit einer Weiterbewilligung würde die ABM-Behörde eigentlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Da geht es nicht nur um Musikkultur von unten, sondern auch ganz handfest um Sozialarbeit, um Motivation und Hoffnung für die Jungs, die sonst nicht viele Orientierungspunkte sehen. „Das ist bitter, da jetzt so einen Bruch zu machen“, sagt Albert Behrens, Referatsleiter für Musik, zur taz, „wir waren besonders für die arbeitslosen Jugendlichen wichtig.“

Wenn es doch weitergeht im September, wenn die Stellen weiterbewilligt werden, dann ist für die fünf eingearbeiteten Kräfte sowieso der Ofen aus: Nach mehr als 6 Wochen ABM-Unterbrechung ist die Stelle weg. Neue Leute müssen dann erst mal ein halbes Jahr eingearbeitet werden. Albert Behrens: „Tja. Das ist alles völlig offen.“

S.P