Den Schleier der Uninformiertheit lüften

■ Naturschutzring veranstaltet Symposium für Weltbankvertreter / Interview mit DNR-Geschäftsführer Röscheisen

Berlin (taz) - Bei verheerenden Eingriffen in Ökosysteme ist die Weltbank oft dabei. Zum Beispiel im südlichen Afrika: Die Weltbank fördert in Botswana Viehzuchtbetriebe, obwohl dort überweidete Gebiete versteppen und Wildtiere zu tausenden an den Viehzäunen sterben.

Im Vorfeld des Berliner Kongresses wollen die Weltbank -Manager diesem Negativ-Image entgegenwirken. Kenneth Piddington, Leiter der 200köpfigen Umweltabteilung der Weltbank, hat im Deutschen Naturschutzring (DNR) einen gesprächsbereiten Partner gefunden. Der Dachverband naturfreundlicher Organisationen - vom Alpenverein über Greenpeace bis zur Schutzgemeinschaft Deutscher Wald veranstaltet am 26. August in Bonn ein Symposium für den aus Neuseeland stammenden Weltbanker. Piddington soll die Position seiner Organisation darstellen und mit prominenten Kritikern, zum Beispiel dem Münsteraner Professor Bach, Mitglied der Enquetekommission zum Schutz der Erdatmosphäre im Bundestag, diskutieren. Am Vorabend will der DNR ein Gespräch mit Bundestagsabgeordneten arrangieren. Geschäftsführer Helmut Röscheisen erläutert den Zweck der Aktion.

taz: Welche negativen ökologischen Auswirkungen der Weltbankpolitik sehen Sie?

Röscheisen: Weltbank und Währungsfonds vergeben in zunehmendem Maße Kredite, die zu einer direkten Umweltzerstörung in der Dritten Welt führen. Uns geht es vor allen Dingen um den tropischen Regenwaldgürtel, der zum einen als Genpotential unersetzlich ist, zum anderen für das Weltklima wichtig ist und zum dritten auch die Heimatstätte der Urbevölkerung in den entsprechenden Ländern ist. In Brasilien, Indien und Afrika haben wir Beispiele für Regenwaldzerstörung zu beklagen. Das alles rührt daher, daß die Weltbank Großprojekte finanziert, die sich in ganz direkter Umweltzerstörung niederschlagen.

Was will der DNR mit seinem Symposium für den Leiter der Weltbank-Umweltabteilung erreichen?

Wir wollen die globale Umweltbedrohung aufzeigen, die sehr, sehr negative Rolle der Weltbank in diesem Prozeß klarmachen und versuchen aufzuzeigen, was die Weltbank künftig anders machen kann. Auch nach Gründung der Umweltabteilung der Weltbank hat sich bisher nichts Entscheidendes an ihrer Rolle geändert.

Bietet diese Veranstaltung dem Weltbankvertreter nicht nur ein Forum zur Selbstdarstellung?

Er wird die Gelegenheit sicherlich nützen, um das negative Bild der Weltbankpolitik zu korrigieren - das ist völlig klar. Wir werden ihm allerdings entgegenhalten, daß die Zerstörung durch Weltbank-Projekte weitergeht, und daß eine entscheidende Kurskorrektur herbeigeführt werden muß, um da eine Wende zu erreichen.

Trägt so ein Dialog dazu bei, die Weltbank von zerstörerischen Projekten abzuhalten?

Jede öffentliche Diskussion ist nützlich für unser Anliegen, eine Veränderung herbeizuführen. Es geht gerade in Europa darum, den Schleier der Uninformiertheit über die Rolle von Weltbank und Währungsfonds zu lüften, gerade, was die ökologischen Auswirkungen betrifft. Es geht darum, mehr Transparenz und öffentliches Bewußtsein zu schaffen und dadurch öffentlichen Druck herbeizuführen. Und davon sind wir in der Bundesrepublik noch weit entfernt.

Dita Vogel