A WALK IN THE PARK

■ Sonntag abend in der Hasenheide

Gegen 21 Uhr hämmerte es am Sonntag abend bedrohlich hinter den Geranienhecken des Naturtheaters Hasenheide hervor. Ein locker auf den Bänken verteiltes und bewegungsloses Auditorium lauschte dort den Sidewalk Poets, vier Jungerwachsenen, die zur Zeit des Punk-Rock noch zu klein dafür waren. Ein begnadeter Intonator zappelte vor der grollenden Rhythmsection hin und her und drückte den Leuten die Schmach der Welt ins Ohr. Die Musik verkündete Unheil und Kampfgeist. Zischelnde Gitarren und Baßtöne, dick und wanstig wie ein Hefeteig, wurden vom Drummer auseinandergehackstückt. So schaukelten sie in den sicheren Wellen des New-Wave-Rocks mit allen Höhen und Tiefen. Trotz geringem Applaus mußte man noch zwei Zugaben ertragen.

Diejenigen, die wegen Element of Crime an diesem luftigen Ort gelandet waren, erfuhren allmählich, daß aus diesem Gig nichts werden würde. Als Pausenfüller kam ein Girl mit Folkgitarre und ächzte mit verkratzt-rauchiger Stimme ellenlange Textpassagen, die sie zwischendurch mit wildem Geschrammel unterbrach. Es war The Fake, eine Verliererin des Senatsrockwettbewerbs '87.

Aus der Finsternis traten The Smash, Senatsrockgewinner als Trostpflaster vors Publikum und beklagten, nichts und niemanden sehen zu können, „als ob man vor einer Wand spielt“. Das hinderte die vier Knaben nicht daran, ihre lupenreine Durchschnitts-Beat- und Rock-Musik an Unschuldigen abzulassen. Als sich das fünfte Stück immer noch wie das erste und dritte anhörte, und das, obwohl ein permanenter Wechsel aller vorhandenen Instrumente stattfand, war für mich der Auftritt gelaufen.

Connie Kolb