Radio-Tip 1

Noch zu Lebzeiten Freuds ließ sich Marie Langer in der Wiener Vereinigung zur Psychoanalytikerin ausbilden. 1942 gründete sie mit vier Kollegen in Argentinien das erste Psychoanalyse-Institut Lateinamerikas. Seither galt sie in der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung, in der die Nordamerikaner und Europäer den Ton angaben, als Lateinamerikanerin oder - wie Marie einmal spottete - als „Eingeborene mit der Feder auf dem Kopf“. In Europa wurde ihre wissenschaftliche Arbeit kaum wahrgenommen, obwohl sie in ihrer neuen Heimat bald die bekannteste Analytikerin war. Mit 26 Jahren nimmt sie als Ärztin am Spanisten Bürgerkrieg teil, mit 35 läßt sie sich als Psychoanalytikerin nieder, mit 64 Jahren ist sie Vorsitzende der argentinischen Psychiatergewerkschaft, mit 75 Jahren ist sie als Beraterin für psychische Gesundheit in Nicaragua tätig. Die kürzlich verstorbene Marie Langer erzählt in dieser Sendung über ihre Jugend im roten Wien, ihr Studium im Austrofaschismus, über ihre Frauenforschung in Lateinamerika und über den Versuch, der Psychoanalyse den Elitecharakter zu nehmen: FRAUEN IN DER PSYCHOANALYSE. Von Christina Gebhardt.

RB 2, 9.8., 21 Uhr